Mein wundersamer Benjamin

1995 bekam ich zu meiner damaligen Büroeinweihung an neuem Standort eine Pflanzschale geschenkt. Darin mehrere – auch blühende – Grüngewächse, u.a. ein Benjamin, auch genannt Ficus. Doch an den meisten Pflanzen hatte ich wenig Freude. Was soviel heißen will, sie sind Dünger von Mutter Erde geworden, da eingegangen :-(, und der Benjamin wohl mehr Platz brauchte als die anderen Gewächse.

Ihm gefiel die lichte Ecke, so daß er schnell wuchs und so nach einem anderen Standort Ausschau hielt. Und ich fand in meinem Raum einen schönen Platz; er bekam einen noch größeren Topf und so wuchs er und breitete sich aus und es kamen so viele neue Triebe und Blätter, dass das eine absolute Pracht war.

© Andrea Marchetti

Dann erfolgte 2005 der Umzug in neue Räume. Mein Benjamin war in den 10 Jahren so gut 2 m hoch gewachsen und ein richtig schöner Busch geworden. Auch hier wurde ein Bereich gefunden, der wie für ihm gemacht schien. Doch nach ungefähr 3 Jahren warf er immer mehr Blätter ab – und es kamen keine neuen mehr dazu.  Das Spiel ging ungefähr ein Jahr und ich war schon recht mutlos. Alles zureden half nicht, das Beschneiden half nicht, der erneute Standortwechsel innerhalb des Raumes half nicht und erst recht half kein Düngen.

So trug ich mich mit dem Gedanken, ihn in die Gartentonne zu geben. Doch dann sinnierte ich und faßte kurzerhand den Entschluß, ihn radikal zurück zu schneiden und  sämtliche Äste und Zweiglein zu entfernen. Es sah lustig aus: nur noch ein Gerippe. Dieses stellte ich dann auf die Terrasse – und siehe da, nach gut 2 Wochen kamen die ersten zarten neuen Triebe. Doch dann kam der Herbst und der Topf mußte wieder herein. Diesmal an einer anderen Stelle – und schwups waren wieder alle Triebe abgestorben. Nun ja, es war eben nur ein Versuch.

Benjamin und die Veränderung - nur eine Metapher?

Benjamin und die Veränderung – nur eine Metapher?

Doch irgendwie verlor ich den Topf aus den „Augen“ – und siehe da, auf einmal kamen so viele neue Triebe. Die Blätter zeigten ein sattes Grün und ich bin einfach nur sprachlos. Er ist verändert, hat sich erneuert. Und genau das beobachte ich auch bei mir selbst. So haben wir beide an uns unsere Freude, der Benjamin und ich.

Und so geht es uns, wenn wir Entscheidungen treffen. Manches Mal müssen wir erst „Zweige“ absterben lassen bzw. abschneiden, damit sich Neues zeigen kann.  Was u.a. soviel bedeutet wie: sich seiner Gedanken anzunehmen, sich mit den vorhandenen Gefühlen und Erfahrungen auseinandersetzen. Viele Muster dürfen erkannt werden, um dann zu entscheiden, wie wir weiter damit umgehen wollen. Dies gilt auch für unsere Gedanken. Je bewusster wir sind, um so mehr können wir die Dinge in eine andere Richtung lenken.

© Andrea Marchetti

Und so erneuern wir uns auch. Gehen heraus aus ausgetretenen Spuren. Wagen es, einen neuen Weg auszuprobieren. Auch wenn dieser Weg am Anfang erst einmal ein Trampelpfad ist und er uns Mühe macht und Angst einflößt, gerade weil es ungewohnt ist. Dennoch, mit steter Übung wird er zu einem Weg, der immer mehr zu einer breiten Straße wird, die in uns selbst mündet. Und dann sind wir angekommen.

Genau diese Erfahrung wünsche ich Ihnen auch! 🙂 Und ich freue mich ganz besonders, wenn Sie uns hier an Ihren Erfahrungen und Veränderungen teilhaben lassen.

Herzlichst

Evelyn

– Mentorin auf Zeit –


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