Macht und Machtmissbrauch

© Evelyn Worbs - Erwachen

© Evelyn Worbs

liegen nah beieinander. Heute wird immer mehr in den Medien über das Thema Gesundheit „diskutiert“. Da werden die Kosten der Gesetzlichen Krankenkasse (GKV) und die der Privaten Krankenversicherung  (PKV) gegenübergestellt. Es wird berichtet, dass die Krankenkassen einen immer größeren Verlust erwirtschaften. Es wird von der Regierung ein Gesundheitsfonds favorisiert, der die medizinisch notwendigen Versorgungen abdecken soll, auf die ein jeder Mensch Anspruch habe.

Doch wer bestimmt wirklich, was medizinisch notwendig ist? Die Regierung, die behandelnden Ärzte, die Heilpraktiker? Nein, es sind die Krankenkassen und die Krankenversicherungen, die ganz konkret sagen: Das bekommst du – und das bekommst du nicht. Da wird die Kostenerstattung von Heilbehandlungen, Medikamenten, Heilmittel etc. verweigert mit der Begründung: medizinisch nicht notwendig.

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Obwohl es vielfach Urteile des Bundesgerichtshofes gibt, worin ganz eindeutig ausgeführt ist, daß der behandelnde Arzt die  Therapieform – in Zusammenarbeit mit dem Patienten – festlegt, weigern sich auch die Privaten Krankenversicherungen, nötige Behandlungskosten zu übernehmen. Und dann liegt es an dem Patienten zu beweisen, daß die Behandlungen medizinisch notwendig sind. Argumentiert wird unter anderem damit, daß man lediglich Gerechtigkeit gegenüber den anderen Versicherungsnehmern schaffen wolle, man besorgt um die Gesundheit des Versicherungsnehmers sei und es zu keiner Überversorgung kommen darf. Ohne Rechtsbeistand ist ein Patient dem hilflos ausgeliefert.

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Es werden seitens der Krankenversicherungen (sowohl GKV als auch PKV) Ärzte beauftragt, Patienten zu untersuchen, also eine Form der Bestandsaufnahme zu machen, für die  sie  bestenfalls sich eine halbe Stunde Zeit nehmen. Diese Bestandsaufnahme wird dann an ein Gremium weitergeleitet, welches aufgrund dieser Angaben  ein Gutachten erstellt – ohne den Menschen gesehen zu haben. Und so gehen dann die Monate ins Land. Weil dann weitere Informationen fehlen, wird ein weiterer Gutachter beauftragt. Wieder vergeht unendlich viel Zeit mit Warten.

Und es kommen immer weitere Gründe, weshalb der Vorgang liegen bleibt. Ärzte im Hause der Krankenversicherung legen dann fest, was sein darf und was nicht sein darf. Wieviel Verbandsmaterial angemessen ist und wieviel nicht – jeweils natürlich ohne den Menschen überhaupt gesehen zu haben. Eine Schreibtischentscheidung zum Wohle des Patienten?

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Und in der Zwischenzeit darf der Patient seinen monatlichen Versicherungsbeitrag leisten, jedoch ohne Gegenleistung bleiben. Und ohne Geld keine Arztleistung. Denn die Arztrechnungen muß der Patient bezahlen – ob die Krankenversicherung die Kosten übernimmt, ist nie klar; sehr viel wird abgelehnt.

Neben der sowieso schon fehlenden  Gesundheit (sonst bräuchte man ja keinen Arzt, Heilpraktiker, Physiotherapeuten etc.) kommt hier ein weiterer Psychoterror hinzu. Sich entscheiden zu müssen, wofür das erarbeitete Geld ausgegeben wird: Für Miete, für Strom, für Lebensmittel und andere täglichen Ausgaben – oder für das Gesund werden. Daran kann ein Mensch kaputt gehen. Das ist eine nervliche Belastung, das ist ein emotionaler Missbrauch gegenüber der eigenen Klientel. Und es verursacht weitergehenden gesundheitlichen Schaden; aus nervlicher Belastung heraus reagiert der Körper zusätzlich mit Krankheit, mit Verspannungen, mit Fehlhaltung, mit Schmerz und vielem mehr.

So ein Verhalten seitens der Krankenversicherung löst Existenzängste aus, zusätzliche Krankheitsympome zeigen sich.

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Ist es eine Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, daß ein kranker Mensch die Beweislast tragen muß, daß die Behandlungen medizinisch notwendig sind? Ist es nicht notwendig, dass die Krankenversicherung Beweis anzutreten hat, dass die Behandlungen nicht medizinisch notwendig sind? Eine diesbezügliche Petition fand leider nur wenig Beachtung in der Medienlandschaft. Weshalb eigentlich?

Oder sind wir bereits da angekommen, was Michael Moore sehr eindringlich und eindrucksvoll in seinem Film „SICKO“ zeigt, der zusätzlich den Untertitel trägt: „Wenn du gesund bleiben willst, werd‘ besser nicht krank“?

Hier ein kurzer Trailer zum Film:

Und nun?

Herzlichst

Evelyn

– Mentorin auf Zeit –


2 Kommentare

  1. 1. André

    Kommentar vom 5. April 2011 um 08:45

    Hallo,
    ich kann diese Situation nur bestätigen! Ich bin seit ca. 10 Jahren Mitglied in einer privaten Krankenkasse und zahle derzeit ca. € 600,- Beitrag im Monat, wobei ich vom ersten Tag an einen Risikozuschlag zahle. Ich habe meinen Vertrag so abgeschlossen dass ich Krankentagegeld erhalte, damit ich als Freiberufler im Ernstfall abgesichert bin. Nach einem Burnout im vergangenen Jahr, verbunden mit weiteren Folgeerkrankungen, hat die PKV Krankentagegeld gezahlt. Allerdings wurden immer wieder Kontrolluntersuchungen durchgeführt, in verschiedenen Orten und von verschiedenen Ärzten. Im Februar hat die PKV endlich einen Gutachter gefunden (dem 7.!), der festgestellt hat, dass ich „nicht mehr völlig arbeitsunfähig“ bin. Dies führt dazu, dass die Tagegeldzahlung von heute auf morgen eingestellt wurde. Selbst das Einreichen von Rechnungen die die Kasse selbst bei der Kontrolluntersuchung verursacht hat, bleibt bisher unbeantwortet. Momentan läuft alles über eine Anwältin. 3 Ärzte bescheinigen mir derzeit völlige Arbeitsunfähigkeit. Beim Gutachtertermin haben mich 3 Ärzte 5 Std. lang untersucht, auf das Wesentliche haben sie jedoch nicht geachtet. Massagen etc. werden nicht mehr übernommen, weil irgendein Bürokrat der vermutlich von Medizin null Ahnung hat entscheidet. Dafür aber wurde eine zweite MRT-Untersuchung angeordnet die einige hundert Euro kostet und wo jeder Laie hätte prophezeien können dass das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr unverändert ist.
    Mein Fazit: Bei der PKV zählen nur schwarze Zahlen, der Rest ist egal – wie in jedem anderen Unternehmen auch. Der Kunde ist so lange gut wie er zahlt. Wenn die Kasse zahlen soll dann wird so lange gesucht bis irgendein Grund gefunden wird um die Zahlung abzulehnen. Meine Existenz (die ich mit der Versicherung sichern wollte) ist absolut gefährdet – die Kasse stellt sich taub und spielt Beamten-Mikado! Es leben die Behörden!!
    Beste Grüße
    André

  2. 2. Evelyn

    Kommentar vom 15. April 2011 um 23:22

    Lieber André,

    ich kann Deine Ausführungen nur zu gut verstehen. Ich wünsche Dir ganz, ganz viel Kraft und eine gute Anwältin, denn Du brauchst einen langen Atem für diese Auseinandersetzung! Da können Jahre ins Land gehen. Und all das ist dann „im Sinne der anderen Patienten“ 😉

    Herzlichst
    Evelyn

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