Evas Erwachen
2. September 2012 von admin | kein Kommentar
Autorin ist Alice Miller
In all ihren Büchern seit „Das Drama des begabten Kindes“ hat Alice Miller zu zeigen versucht, daß die an Kindern ausgeübte Gewalt irgendwann auf die Gesellschaft zurückschlägt. Die neuesten Entdeckungen über die Entwicklung des menschlichen Gehirns haben ihre analytischen Arbeiten inzwischen nicht nur vollauf bestätigt, sondern sie auch zum Weiterdenken angeregt.
Die Erkenntnis, daß unser Körper ein vollständiges Gedächtnis unserer sämtlichen Kindheitserfahren enthält, die unser Bewußsein allerdings leugnet, half ihr, die Dynamik der emotionalen Blindheit zu verstehen und ihre heutigen Vorstellungen über Psyhotherapie in „Evas Erwachen“ in einfacher, zugänglicher Form zu erklären.
Persönliche Anmerkung:
Ich mag die Sichtweise von Alice Miller – durfte ich das immer wieder bei mir selbst feststellen und auch bei den Klienten, mit denen ich arbeitete – bevorzugt mit der metamorophischen Methode und der Psychokinesiologie (mehr unter „Lösungswege), beides AUCH Körpertherapien. Ihre Bücher sind bereichernd, für jeden von uns und für mich ist immer wieder schön zu erleben, daß ich hier und da Erklärungen finde für das, was ich Wahrnehme und dennoch keine Worte für finde.
Zum besseren Verständnis habe ich die eine und andere Passage aus diesem Buch hier herausgezogen, die ihre Sichtweise auf’s Beste verdeutlicht und die ich umfänglich teile:
1. Der traditionelle Weg der Erziehung, der seit jeher körperliche Strafen einschließt, führt zur Verleugnung des Leidens und der Demütigung.
2. Diese zum Überleben des Kindes notwendige Verleugnung bewirkt später die emotionale Blindheit.
3. Die emotionale Blindheit produziert Barrieren im Gehirn („Denkblockaden“) zum Schutz vor Gefahren (d.h. vor Traumatisierungen, die bereits stattgefunden haben und nicht mehr bestehen, aber, da verleugnet, als ständig lauernde Gefahr im Gehirn kodiert sind).
4. Die Denkblockaden hemmen die Fähigkeit des Jugendlichen und Erwachsenen, aus neuen Informationen zu lernen, sie zu verarbeiten und alte, überholte Programme zu löschen.
5. Der Körper hingegen besitzt das vollständige Gedächtnis von den erduldeten Demütigungen, das den Betreffenden dazu treibt, das einst Erfahrene unbewusst der nächsten Generation zuzufügen.
6. Die Denkblockaden erlauben den Menschen nicht, oder erschweren es zumindest, die Wiederholung aufzugeben, außer wenn sie sich entschließen, die Ursachen ihrer Zwänge in ihrer Kindheitsgeschichte zu erkennen. Da solche Entscheidungen eher selten sind, wiederholen die meisten Menschen, was ihre Ahnen bereits sagten, daß Kinder unbedingt Schläge brauchen.
Gibt auch Dir das zu Denken?:
Seit September 2000 hat das deutsche Parlament den leiblichen Eltern das Züchtigungsrecht ausdrücklich abgesprochen. Doch noch im Jahre 1997 wurde es ihnen zugestanden. Verweigert wurde dieses Recht nur fremden Personen wie Lehrern, Meistern, Pflegeeltern etc.
Die Mehrheit, etwa vier Fünftel, der Parlamentarier war fest davon überzeugt, daß die von den leiblichen Eltern verabreichten körperlichen Strafen in bestimmten Fällen positive Resultate erzielen können. In diesem Zusammenhang wurde immer wieder das Argument vorgebracht, man müsse dem Kind mit Gewalt die Gefahren des Straßenverkehrs klarmachen, damit es lerne, sich zu schützen.
Ein aus diesem Grund geprügeltes Kind lernt aber nicht, sich vor Autos zu schützen, sondern die Eltern zu fürchten. Es lernt auch, die eigenen Schmerzen zu bagatellisieren, sie gar nicht zu spüren und sich schuldig zu fühlen. Die falschen Botschaften werden in seinem Körper als Information gespeichert und bestimmen sein Weltbild und später seine Haltung anderen und sich selbst gegenüber.
Deses Kind wird weder imstande sein, sein Recht auf Würde zu verteidigen, noch den körperlichen Schmerz als Gefahrensignal zu erkennen und sich daran zu orientieren. Infolge dessen kann sein Immunsystem leiden.
Wenn es keine anderen Vorbilder hat, wird das Kind die Sprache der Gewalt und Heuchelei als das einzig wirksame Kommunikationsmittel begreifen und davon Gebrauch machen, denn das einst verdrängte Gefühl der Ohnmacht will der Erwachsene gewöhnlich in der Verdrängung halten.
Viele Menschen verteidigen daher das alte Erziehungssystem mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Da es schutzlos war, als es angegriffen wurde, lernt es zu glauben, daß ein Kind keinen Schutz und keinen Respekt verdiene.
Alice Miller hat uns als Erbe wertvolle Geschenke mit ihren Büchern hinterlassen. Ich bin dafür sehr dankbar.
Ich wünsche Dir viel Freude beim Lesen – und ganz, ganz viele Erkenntnisse. 😉
Herzlichst
Mentorin auf Zeit
Nachtrag:
Gib als Stichwort einfach mal oben ein:
Was Kinderohren gerne hören sowie Die 10 Grundrechte der Kinder
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