Wie es ist ein Mann zu sein
7. Juli 2012 von admin | kein Kommentar
Ein Artikel, den ich vor fast 15 Jahren mal für eine lokale Zeitung geschrieben habe…
Wie es ist ein Mann zu sein…
Was wir sind, was wir fühlen und wie wir funktionieren!!!!
Wie ist es ein Mann zu sein fragst du? Wie es ist morgens mit einer Morgenlatte aufzuwachen und abends mit einer Erektion – für die es eigentlich keinen Grund gibt- wegzudämmern???
Wie sich so etwas anfühlt??? Sehr angenehm!!! Ein leichtes Ziehen, ein sanftes Puckern, ein Strecken, Dehnen. Schön warm und gut durchblutet. Man(n) merkt, dass man lebendig ist, dass es jenseits von Alltag, Job und Stress noch etwas anderes gibt. Manchmal wundere ich mich selbst darüber. Ich lungere einfach nur so rum und plötzlich wird es enger in der Hose. Kleiner Wink mit dem Pfahl…*:o)) kleiner Wortwitz*…
Es ist nicht unangenehm, nicht peinlich, es geschieht einfach; ein paar Mal am Tag. Weil die Stimme der Telefonauskunft so sexy klingt, weil eine Frau mir verführerisch zulächelt, weil es draußen endlich wieder nach Frühling duftet, oder weil ich gerade an dich gedacht hab.
Aber was sagt mehr über mich aus? Meine Erregung, oder mein Charakter, meine Seele, mein Verstand? So wichtig sind mir meine Erektionen gar nicht.
Nicht so wichtig, wie manche Frauen glauben, weil sie befürchten, dass unser Denken einen Meter tiefer stattfindet. Schwanzfixiert??? Nein, sind wir nicht!!! Vielleicht ein bisschen verbundener mit unserem Geschlecht. Eine direktere Reizleitung, ohne Umweg über Gefühl und/oder Moral. Wir betrachten unsere Erregung nicht als ein Wunder, oder ein Geschenk. Wir nehmen sie hin. Genießen, oder ignorieren sie, je nach Situation, sie geht ja eh wieder vorbei und kommt auch wieder ;-).
Wir haben ein ganzheitliches Körperbewusstsein. Wir denken nicht nach wie es ist ein Mann zu sein. Wieso auch? Keine Frau mäkelt, wenn in unseren Gesichtern die ersten Falten auftauchen. Keine Partnerin findet uns unattraktiv, weil wir 5 oder 10 Kilo zu viel haben. Wenn wir verlassen werden, dann weil wir lügen, betrügen, oder Langweiler geworden sind. Nicht wegen unserer Körper. Und ganz ehrlich: Wenn ich mich andauernd fragen müsste, ob dir meine Rettungsringe wirklich nichts ausmachen, oder ob du nur so tust, gäbe es garantiert weniger Erektionen…
Wir zerstückeln uns nicht mit einem „Schlachtermesser-Blick“ in lauter Einzelteile:
(zu große/kleine) Brüste
(zu fette/breite) Hüften
(zu steile/große) Nase
(zu dicker) Bauch
(zu runder) Po
Wir fühlen uns eins mit uns selbst. Was wir an unserem Körper mögen? Das lässt sich nicht so ohne weiteres an einzelnen Teilen festmachen. Wir lieben unsere Kraft, die Dynamik unserer Bewegungen, die Ausdauer, das Funktionieren (deshalb macht uns auch jede Einschränkung zum wimmernden Elend, jede Grippe zum heulenden Kleinkind). Unser Körper ist nicht eingesperrt in einen Käfig aus Spiegelbildern. Ich kann damit handeln. Ganz spontan. Ich kann einfach so zum Bäcker gehen. Ohne mich vorher umziehen oder schminken zu müssen. Es macht uns nichts, wenn man uns in unserem ollen Schlapperpulli und ungekämmt sieht. Wir fühlen uns trotzdem wohl dabei.
Ich verfalle nicht in Panik, weil die Hose gerade mal nicht passt. So eng sind meine Hosen nie!!! Ich quäle mich nicht auf Pfennigabsätzen ins Büro, und ich fühle mich auch ohne Lippenstift, Abdeckstift, Kajalstift, Rouge und Wimperntusche gut. Und warum um Gottes Willen sollte ich meine „Badehosenzone“ rasieren???
Warum tut ihr das alles? Weil ihr euch sonst nicht wohl fühlt? Weil ihr einen gepflegten Eindruck machen wollt? Oder nicht doch deswegen, weil ihr Angst habt nicht mehr begehrt zu werden? Was für ein Irrtum!!! Denkst du wirklich ich schlafe nur wegen deines Aussehens mit dir??? Du würdest dich wundern mit wie vielen Körpern ich schlafen könnte, solange nur deine Seele, dein Charakter, dein Verstand darin steckt. Du würdest dich wundern, wie sehr es mir auf die Nerven geht, dass dich ein Kompliment über deinen Hintern glücklicher macht als eines über deinen Geist. Bei mir ist es anders. Komplimente über meinen Po machen mich eher verlegen.
Wir nehmen uns die Freiheit unsere Körper als Werkzeuge zu betrachten, nicht als kostbaren Schatz, den man hegen und pflegen muss, damit er sich nicht vor seiner Zeit verflüchtigt. Deshalb ist uns Sport so wichtig. Wir wollen fühlen, wie wir funktionieren. Wir wollen erleben, was wir mit diesen Muskeln, mit diesen Knochen alles bewegen können. Wir wollen testen wo unsere Grenzen liegen. Aus diesem Grund zwängen wir uns in viel zu enge Radlerklamotten, springen an Gummiseilen von Brücken, treten uns auf Sportplätzen in die Beine, hecheln uns die Lunge aus dem Leib beim Marathon und denken uns immer verwegenere Sexpraktiken aus.
Das einzig reale Abenteuer ist ja leider nur noch das sexuelle. Und ihr Frauen müsst dafür herhalten. Unfair? Ja, vielleicht. Bin ich also am Ende doch schwanzfixiert??? Naja, vielleicht ein bisschen. Aber warum auch nicht? Es macht keinen Sinn es zu unterdrücken, in den Momenten, in denen es genau darauf ankommt. Ich liebe es schließlich dich zu streicheln, dich zu berühren… Lass uns endlich aufhören zu reden. Lass uns ins Bett gehen. Jetzt gleich.
Nur nebeneinander liegen. Meine Hände auf dir. Ziemlich gut meine Hände, oder? Groß, stark, warm und schwer, besser als jede Wärmflasche. Nein, du musst deinen Bauch nicht einziehen. Mach ich ja auch nicht. Ich will auch gar nix von dir. Bloß neben dir liegen und immer schwerer werden. Fühlt sich gut an dein Haar in meinem Gesicht, dein Atem in meinem Ohr. Nein, mein Arm schläft nicht ein. Bleib so liegen…. Ich liebe dich!!!
– Martin Kübeck –
Also, mir gefällt diese Art des Selbstbewusstseins … und der Einstellung.
Herzlichst
Mentorin auf Zeit