Inneres Kind / Innere Stimme
22. Juni 2010 von rs-bh | 5 Kommentare
Das innere Kind ist immer eins mit uns. Wir sind es selber. Da in der STILLE Zeit und Raum verschwinden und nur äußerliche Komponenten der äußeren Wirklichkeit sind, verschwinden sie, sobald wir nach innen schauen. Deswegen sind wir immer eins. Wir sind gleichzeitig Kind und Erwachsener. Diese Rollen können aber abgelegt werden. Es ist noch einfacher, Rollen nicht abzulegen, sondern alles aufzunehmen. Alles ist „ICH“. Ich bin der einzige, der mich voll und ganz akzeptieren kann.
Hier im Innern gibt es kein Außen, da gibt es keine anderen, da ist alles eins.
Wenn da Schmerzen sind, können wir sie aufnehmen. Ich muss diese Schmerzen aushalten. Kein äußerlicher Heilungsprozess wird mich jemals von inneren Schmerzen kurieren können.
Das sogenannte innere Kind besteht aus den Erfahrungen, die ich als Kind gemacht habe. Diese Zeit ist längst vorbei und gleichzeitig ist sie in mir sehr präsent und steht für unverarbeitet Ängste, Sorgen und Nöte. Wenn das innere Kind geheilt ist, so heißt es, kann ich nach vorne schauen. Das ist aber die Sicht des Außen, inklusive des Zeitfaktors übergestülpt über die innere Welt, in der die Zeit nicht existiert. Wie könnte ich mich sonst innerlich als Kind fühlen, da ich es doch nicht mehr bin?
Heilung vollzieht sich nur, indem ich alles annehme – ohne Bedingungen und offen –, was mit mir geschehen ist, was mit mir jetzt geschieht und auch geschehen wird. In dem Bewusstsein des Seins, eins mit dem Kern des Ganzen, gibt es nichts, was ich fürchten müsste. Trotzdem ist da Angst. Ich nehme also alles auf. Wenn es mir in meiner Vorstellung hilft, kann ich auch das innere Kind an die Hand nehmen und dann lasse ich mich vertrauensvoll hineinfallen in das große Sein, in die bilderlose Stille, und ich kann die Schmerzen aushalten.
Vielleicht muss ich auch die Bilder wieder sehen, vielleicht muss ich auch fühlen, was gefühlt werden muss, vielleicht muss ich auch loslassen, indem ich vergebe und indem ich es vertrauensvoll in die Hände des Seins lege, also in meine eigenen Hände nehme. Ich nehme alles auf, lasse mich hineinfallen in die bilderlose Stille und halte die Schmerzen aus, bis sie verschwinden und ich hindurchgegangen bin. Ich muss immer am anderen Ende herauskommen, in der STILLE.
Das ist ein Gesetz. Ich muss lediglich das Vertrauen aufbringen, dass es passiert, und die Geduld, einfach abzuwarten, bis dies eintritt. Diese Ruhe, dieser Frieden in mir, der immer da ist unter der Oberfläche des äußeren Lebens, tritt erst dann zu Tage, wenn die Schlacke des äußeren Lebens, die Schlacke dessen, was bereits gelebt wurde, getilgt ist. Es ist nicht vergessen, aber es ist verarbeitet und verdaut und dann bleibt die echte Erinnerung und nicht ein Weiterleben in anderer Zeit, die künstlich aufrecht erhalten werden muss.
Unsere Gedanken, unsere Gefühle kreisen um Dinge, die wir nicht verarbeitet haben, weil sie uns Schmerzen bereiten. Sie können natürlich auch um Dinge kreisen, die uns jetzt Schmerzen bereiten, oder Dinge, vor denen wir Angst haben, dass sie uns Schmerzen bereiten könnten.
In jedem Fall ist und bleibt es ganz einfach. Ich nehme diese Gedanken und Gefühle mit in die Stille. Da halte ich sie aus. Danach ist Frieden. Immer.
[R. Schmid , 22.06.2010]
1. Evelyn
Kommentar vom 22. Juni 2010 um 12:57
Danke Dir Reiner
für diesen wunderbaren Beitrag. Er kam gerade zur rechten Zeit, so daß ich ihn gleich weiter schickte.
Und doch ist es gerade das „Schmerzhafte“, was uns vielfach davon abhält in die „Höhle des Drachens“ herabzusteigen.
Wie schön ist es zu erleben, daß dieser Mut belohnt wird!!!
2. rs-bh
Kommentar vom 23. Juni 2010 um 14:06
Brauche ich Mut?
http://www.freiraum-der-blog.de/?p=2217
3. Gabriela Krieger
Kommentar vom 24. Juni 2010 um 08:17
Lieber Reiner,
ohja…danke…dass dumich anstubst mein inneres Kind heute besonders zu beachten :-)))
Bei diesem schönen Sommerwetter wünscht es sich im Garten zu toben…und das werde ich heute nachmittag beachten.
Ein schönes Buch zu dem Thema ist auch „Meine vielen Gesichter“ von Virginia Satir. Kennst Du es?
Die inneren Anteile haben alle ihre Wünsche und Bedürfnisse, die Aufmerksamkeit wollen. Besonders wichtig ist es anzunhemen und nicht zu bewerten. Zu oft haben wir es schon seit langer Zeit übernommen und verinnerlicht, gerade die Bedürfnisse des inneren Kindes als unwichtig, egoistisch, launisch zu bewerten. Hey..Kinder dürfen spielen..auch die inneren 😉
Die Coachs in meinem Netzwerk arbeiten sehr oft mit Aufstellungsarbeit, um innere Anteile sichtbar und wahrnehmbar zu machen. ZB elke Neeb am 4. in Bochum
Wie fördert Ihr Euer inneres Kind?
Lieben Gruß von Ela
4. Felizitas
Kommentar vom 24. Juni 2010 um 18:22
DANKE, Dir lieber Reiner, dass Du wieder mal an mich gedacht hast.
Ja, das innere Kind, immer da, immer an meiner Hand, denn irgendwann habe ich beschlossen, es zu beschützen und das ist schon lange her und doch,
ist es schön wenn alles was es jemals an Schmerzen gab, angesehen wurde.
Stille, freue mich am Samstag am Meer in der Stille zu sein.
Herzlichst, Felizitas
5. Lutz
Kommentar vom 26. Juni 2010 um 18:53
Vielen Dank Reiner, es ist so umfassend und sehr tief.Ja, die Schmerzen müssen wir aushalten, hindurch durch diesen manchmal dichten Nebel.Aber warum soll das nur Schmerz sein, die Erinnerungen,die wie Filme auftauchen, in denen wir mitten drin sind, schon fast ungewollt.Wir sind da Betrachter und Akteur zugleich in einer längst vergangenen Zeit,vielleicht ist es auch die Erinnerung an eine nie endende Liebe, Gestalt geworden im Antlitz der uns Begleitenden…es ist unglaublich, jenseits der Zeit und des Raumes, unerklärbar…schön,widerspenstig,unwirklich,abenteuerlich,,ach alles…es ist gar nicht so einfach im Jetzt und Hier zu sein, wenn die nächtliche U-Bahn die Türen schließt und in die Nacht hinaus kometenhaft abfährt…am Morgen ein letztes Schütteln im Halbschlaf,halbwach wieder beginnend sich zufühlen…einen lieben Gruss Lutz