Die Regenbogenfrau (2/2)
21. Juni 2012 von admin | kein Kommentar
Elisabeth lebte mit ihrer Mutter Claire zusammen. Claire kam aus Stralsund und hatte noch 6 Geschwister. Claire selbst war als Dienstmädchen tätig, bis sie ihren Mann Conrad kennen lernte und heiratete. Zusammen führten sie in einer Großstadt einen Schreibwarenladen. Nach dem Tod ihres Mannes gab Claire den Laden auf, die Geschäfte liefen schlechter.
Den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter verdiente sie als Putzfrau. Während des Krieges war sie oft nicht zu Hause als es Fliegeralarm gab, und – das passierte häufig – Elisabeth musste als junges Mädchen allein in den Luftschutzbunker gehen. Voller Angst war sie und sie fragte sich: sehe ich meine Mutter wieder? Sie gab sich in dieser Zeit das Versprechen: Wenn ich groß bin werde ich nie wieder allein sein. Dieses Versprechen erfüllte sie sich später dann auch.
Doch wenn sie lachte, strahlte sie wie der Sonnenschein. Sie zeichnete gern, war geschickt im Umgang mit Stoffen, Farben und Schnitten und hatte den grünen Daumen – die Pflanzen bei ihr gedeihten einfach prächtig. Außerdem war Elisabeth bereits viermal schwanger gewesen. Allerdings war die Zeit noch nicht reif für sie, Kinder zu haben, so dass Elisabeth die vier ungeborenen Seelen der Engelmacherin übergab.
Nun brauchte Marie noch einen Vater. Die Suche gestaltete sich schon etwas schwieriger. Groß sollte er sein, gut aussehen, kräftig, Schutz bietend, alles wissend, hartnäckig, mit vielen Erfahrungen, um ihr bei der Ausrichtung der Reise zu helfen. Er sollte die leckersten Kuchen und Brötchen backen, immer gute Laune haben und humorvoll sein.
Marie fand Bruno, 20 Jahre alt. Er war in seiner Kindheit bei seiner Oma auf dem Land aufgewachsen – die glücklichste Zeit für ihn, in Velten. Seine Eltern – Ruth und Hermann – waren bereits geschieden, als er nach Omas Tod zu seiner Mutter zog. Bruno erlernte den Beruf des Bäckers und Konditors. Er war ein leidenschaftlicher Tänzer und errang viele Turniersiege.
Insbesondere tanzte er sehr gerne mit Elisabeth. Er verabredete sich immer wieder mit ihr, und – ob sie es wollte oder nicht – er stand immer wieder auf sie wartend vor ihrer Haustür. Er war äußerst hartnäckig. Und mit großem Mut und mit Zielstrebigkeit ausgestattet. Später wird er den Beruf des Bäckers aufgeben, zur Müllabfuhr als Mülltonnenträger wechseln, den Führerschein machen und fortan als Fahrer bei der Stadtreinigung arbeiten. Dort war er Chef auf dem Fahrerbock und seine Kollegen im Fahrzeug hatten sich nach ihm zu richten. Er sagte wo es lang ging.
Marie fand, dass diese beiden Menschen großartig zusammen passen und sie bei ihnen gut aufgehoben wäre, außerdem lebten beide in einer Großstadt, mit vielen Menschen und vielen Möglichkeiten. In Deutschland, welches eine aufregende Geschichte hinter sich und noch vor sich hat. Sie fragte Elisabeth und Bruno, ob sie nicht ihre Wegbereiter werden wollten, damit sie ihre Reise auf dem Regenbogen antreten könne und beide willigten sie ein.
Dann galt es für Marie noch die anderen Fragen zu klären, zu planen – Vorkehrungen zu treffen, damit es losgehen konnte und wir werden erleben, was sie alles für Überraschungen einplante.
© Evelyn Worbs
Fortsetzung folgt 😉
Herzlichst
Mentorin auf Zeit