Den ersten Alkohol schenken oft die Eltern aus

 

© Evelyn Worbs

Als ich diesen Artikel las, wurden  Erinnerungen an meine eigene Kindheit wach.

Mein Vater hatte jeden Abend seine Flasche Bier oder seinen Schnaps auf dem Tisch. Und was ich damals überhaupt nicht verstand, waren die Stimmungsschwankungen, die damit einher gingen. Immer machte ich – bzw. machten wir alle in der Familie – alles falsch, nie konnte „ich“ etwas ihm recht machen. Von ausgelassener  Fröhlichkeit bis zum „Stumpfsinn“ war bei ihm alles drin. Selbst als Heranwachsende kannte ich es nur, dass ein Mann trinkt, und das war jahrzehntelang meine erlebte „Normalität“.

Grenzen setzen ist in dem Artikel das Stichwort. Doch wo fängt das an, wo hört das auf? Mein Vater setzte Grenzen mit Gewalt, ein anderes Verhalten war ihm unmöglich bzw. gänzlich unbekannt.

  • Wie geht es Ihnen damit, wenn Sie das gerade lesen?
  • Welche Grenzen kennen Sie und wie erlebten Sie diese?
  • Wo und wie und vor allem weshalb lassen Sie andere über Ihre Grenzen gehen?
  • Über welche Grenzen gehen Sie bei anderen?

Wir leben unsere Erfahrungsmuster immer so lange weiter, bis wir zu dem Punkt kommen, wo wir merken, es muss anderes möglich sein und nun sagen: Jetzt ist Schluß!  Dann können neue Erlebnisse zu neuen Erfahrungen werden. Haben Sie den Mut, Ihre Grenzen neu zu definieren. Und vor allem: zu kommunizieren, und zwar so, dass diese Grenzen dann auch eingehalten werden. Und damit beeinflussen Sie auch das Erleben Ihres Umfeldes.

Denn „Erziehen heißt vorleben – alles andere ist Dressur“.

Wie sehen Sie es bzw. wie handhaben Sie den Umgang damit?

Ein sehr gutes Video „Nachdenken statt Nachschenken“:

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit

Nachtrag:
Nachdenklich macht dieser Artikel

„Gib mir den Autoschlüssel zurück“


1 Kommentar

  1. 1. Hans-Werner Klaffl

    Kommentar vom 9. August 2010 um 01:03

    Von Jung an nannten mich Freunde gern „Träumer“. Später kam dann noch „Weltverbesser“ hinzu. Ich erkannte mich nicht, in diesen sicher wohlklingenden Überschriften. Denn es war einfach nicht wahr. Es war ganz anders. Nämlich so, dass ich SO genannt wurde, wenn es sich Menschen „leicht“ gemacht haben, mit der Realität umzugehen. Sie wollten dann eben einfach dies und das nicht sehen, haben so getan, als wäre eben alles viel einfacher, als ich es anmahnte.

    Die Wahrheit ist: Ich war immer ein Realist. Ein Realist insofern nicht, weil auch ich nur einen Bruchteil der ganzen Realität erfassen konnte. Aber ein Realist, eher als die anderen, weil ich mehr von dieser Realität wahrgenommen habe.

    Deshalb sage ich hier zum Thema „Vorleben“ auch ergänzend, dass es nicht möglich ist, Kindern eine heile Welt vorzuleben. Das geht einfach nicht, nicht in dieser Welt, nicht in einer Welt, in der „so einfach“ mit vielem umgegangen wird, wie dies der Fall ist.

    Also habe ich auch meinen Kindern, wie Freunden ebenfalls, auch Fehler vorgelebt. Ok, ich habe mich nie dem Alkohol verschrieben. Aber ich habe zum Beispiel geraucht. Bis zum Kettenraucher habe ich´s „gebracht“. Ich fand nur einen Ausweg: Nämlich den, dass ich zugegeben habe, wie falsch ich diesbezüglich lebe. Ich habe es aber nicht nur zugegeben, ich habe meinen Jungs zum Beispiel auch dazu gesagt, dass ich es nie finanziell oder durch falsche Toleranz akzeptieren, unterstützen oder gut heissen werde, wenn sie den selben Fehler machen. Meine Jungs hätten sich einen Job suchen müssen, wenn sie den selben Fehler wie hätten machen wollen. Denn auch ich habe mir erst Geld verdient, und dann in die Luft geblasen – für nichts.

    Wenn wir Erwachsene also wenigstens damit mal anfangen würden, unsere Fehler zuzugeben, unseren Kids damit vorleben würden, dass sie keineswegs dümmer oder schwächer sind, als wir, ja dann wäre sicher schon vieles ganz anders. Denn wir Erwachsenen können angeblich so vieles besser, als unsere Kids. Wir tun so, als wären wir ihnen überlegen. Dabei sind wir ihnen nur insofern „voraus“, als dass wir schon länger auf dieser Erde herumlaufen. Und würden wir nun also damit anfangen, darauf zu achten, was uns die Kids „vorleben“, etwa wenn sie husten vor lauter Qualm, dann würden wir uns gegenseitig bereichern.

    Kinder dann zu bewundern, wenn sie UNS etwas zu sagen haben, damit würden wir ihnen vorleben, wie ein gesunder Respekt „lebbar“ ist.

    Es sind also nicht NUR unsere Stärken, die wir im Sinne von „vorleben“ nutzen sollten, nein, auch unsere Schwächen können wir den Kids SO „vorleben“, dass sie eine gute Orientierung für IHREN Lebensweg „mitnehmen“ können.

    Ich habe immer wieder SOLCHE Erwachsenen getroffen und bin ihnen heute noch sehr dankbar dafür, dass sie mir vorgelebt haben, wie man etwa glaubhaft vorleben kann. Und Dankbarkeit ist für mich dadurch kein leeres Wort, sondern die Aufforderung, weiterzugeben, was ich erhalten habe.

    Jedoch ist mir nicht entgangen, dass ich die Fehler meiner Eltern relativ gut hinbekommen habe. Mit der Folge, dass ich meinen Kids ein Vater war, dessen Fehler sie hoffentlich auch „relativ gut hinbekommen“ werden. Und ich muss wohl davon ausgehen, dass sich das noch fortsetzen wird, eine sehr, sehr lange Zeit lang.

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