Tat-Kranke und Schuld-Partner (3/4)

© Andrea Marchetti

Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Frustration, Angst und Verzweiflung bringen schließlich auch den Schuld-Partner unter das Damoklesschwert, dem er zu entkommen versucht – in die Krankheit. Das schlechte Gewissen hinterläßt auch körperliche Spuren. Man leidet an Gastritis, Spannungskopfschmerzen und anderen Beschwerden. Dabei ist es gerade der Kampf gegen das Kranksein des Tat-Kranken, der das Bekämpfte stabilisiert und erhält. Beide Partner liefern sich Abwehrschalchten, die sich zerstörerischer Mittel bedienen und die Fronten verhärten. Was eigentlich gut gemeint ist, gerät zum Fiasko und fügt den alten neuen Wunden hinzu.

© Andrea Marchetti

Der Schuld-Partner möchte zum Beispiel reden, um den Konflikt per  Kommunikation zu entschärfen. Was er erlebt, ist Eskalation: Der Tat-Kranke argumentiert aus seiner Opferrolle heraus: „Ich kann doch nichts dafür, daß ich krank bin, ich habe es mir doch nicht ausgesucht. Warum habe ich so ein schweres Schicksal?“ Sein Gegenüber, der zum Täter Gestempelte, sieht sich seinerseits als Opfer und rebelliert gegen die Täterrolle: „Was willst Du von mir, was kann ich dafür, daß du krank bist?“

© Andrea Marchetti

Das Problem des Schuld-Partners ist nicht, was das Gegenüber tut oder nicht tut. Das Problem ist die eigene Reaktion darauf. Angst, Sorgen, Verzweiflung und Schuldgefühle sind Barrieren, die wir uns selber in den Weg stellen.

Einer der Gründe dafür: Das Signal „Ich bin krank“ hat bei vielen Menschen einen starken Appell-Charakter, der zu einer geradezu zwanghaft-bereitwilligen Reaktion führt, dem Tat-Kranken alls recht zu machen. Die Folge ist ein anstrengendes und straßhaftes Leben.

© Andrea Marchetti

„Und wer hilft mir?“ ist die Frage, die am Ende einer solch angstgeprägten Überforderung und Selbstverleugnung steht. Die Antwort kann nur sein: „Ich helfe mir selbst“. Auf sich hat man/frau Einfluß! Und kann einiges verändern. Über eines sollte man sich jedoch im klaren sein: Es gibt keine Möglichkeit, Konflikte zu lösen und gleichzeitig die Angst vor dem Scheitern zu vermeiden. Der einzige Weg führt mitten hindurch.

Aus: Krankheit als Waffe

Fortsetzung folgt…

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit


Einen Kommentar schreiben