S-Bahn-Mord
16. September 2009 von admin | 30 Kommentare
Zwei Jungendliche im Alter von 17 und 18 Jahren wollen von Kindern Geld erpressen. Ein erwachsener Mann von 50 Jahren sieht diese Situation und zeigt Zivilcourage, in dem er dazwischen geht. Er wird dadurch selbst zum Opfer, denn die Jugendlichen greifen ihn genau wegen der Hilfeleistung an und prügeln ihn zu Tode. Schockierend.
Doch ich frage mich auch, was mit den Zuschauern bzw. Fahrgästen ist? Wieso schauten sie weg? Weshalb rief keiner laut nach Hilfe? Fast jeder hat heute ein Handy – weshalb wurde es unterlassen, nach der Polizei zu rufen? Werden hier Anzeigen gestellt wegen unterlassener Hilfeleistung? Wahrscheinlich nicht. Was ist, wenn der Mann hätte gerettet werden können, wenn auch ihm geholfen worden wäre? Sind wir nicht mitschuldig?
Den beiden Jungens wird wohl der Prozeß gemacht.
Und was ist mit der Familie des Opfers? Wie gehen diese mit dieser Situation um? Welche Gefühle müssen dort verarbeitet werden? Welcher Schock und welche unendliche Trauer sind zu verkraften? Vielleicht erhalten sie eine Opferhilfe und damit ist dann der Fall erledigt?
Wie konnte es dazu kommen? Auf Baustellen finden wir oft das Schild „Eltern haften für ihre Kinder“. Kinder sind wir alle – nämlich die unserer Eltern. Doch was haben wir gelernt in Bezug auf Verantwortung? Was geben wir weiter von dem, was uns vorgelebt wurde? Wie gehen wir mit unserer Macht um – oder zeigen wir nur noch Ohnmacht?
Haben wir verlernt uns selbst aufmerksam zuzusehen wie wir handeln – oder nicht handeln? Wofür stehen wir? Welche Seiten von uns zeigen wir? Welche Erfahrungen geben wir weiter, an jedem, mit dem wir in Kontakt sind?
Es ist wohl an der Zeit, die eigene Verantwortung wieder – oder auch erstmalig – anzunehmen.
Nachtrag vom 03.06.2011
Auch heute wieder eine Schlagzeile hier in der Zeitung, es gab so viele davon in den letzten beiden Jahren! Und jede ist zuviel. Die Justiz mit der Urteilssprechung – denn Recht wird ja nicht gesprochen – ist nur noch der Schlußpunkt. Akte geschlossen …
1. Ingrid Pfeifer
Kommentar vom 16. September 2009 um 08:29
Ich bin davon überzeugt, daß der Mann noch leben könnte, wenn ein paar Passanten den Mut gehabt hätten, Hilfe zu holen. Gestern kam die Info, daß der Mann innerhalb von 3 Minuten 22 Verletzungen davongetragen hat. In nur 3 Minuten wurde ein Leben ausgelöscht, weil viele Menschen weggeschaut haben. Ich glaube, ich würde mich sehr wohl mitschuldig fühlen, wenn ich es in der Nähe gewesen wäre und nichts unternommen hätte. Und sei es „nur“ ein Hilferuf per Handy gewesen.
Offensichtlich leben wir gerade in einer Zeit der Verrohung und der Emotionslosigkeit. Das meinte gestern ein Kriminalpsychologe zu dem Fall. Ich finde, diese Tat ist mit nichts zu entschuldigen.
Für die Eltern werden viele Fragen offen bleiben, denn wie furchtbar muß es für Eltern sein, sein Kind vor Gericht stehen zu sehen, weil es jemanden aus „niederen Beweggründen“ getötet hat…
2. admin
Kommentar vom 16. September 2009 um 17:28
Ja, die Sichtweise kann ich durchaus nachvollziehen. Doch ich gebe auch zu bedenken, dass sowohl Kriminalität als auch Zivilcourage in Familien herausgebildet werden. So ist doch die Frage, welche Erziehung wer genossen hat? Liebevolle, gewaltfreie Erziehung, ausgerichtet auf eine Gleichrangigkeit, die dann auch Mitgefühl zuläßt? Oder wurden Argumente „schlagend“ durchgesetzt? Ich nehme mal an, in einer Familie wurde mehr Anerkennung, Zuwendung und Achtsamkeit gelebt und in der anderen Familie mehr Lieblosigkeit, Ignoranz, mehr Haben wollen, mehr Verdrängung der Gefühle und Bedürfnisse und vieles mehr. Und ja, die Eltern der Teenager dürfen (oder sollten sogar) sich wirklich gerne die Frage stellen, weshalb ihre Kinder so reagierten, wie sie reagierten. Denn auch in ihrer Obhut befanden sie sich lange Jahre und damit in deren Verantwortung.
3. Reinhold W
Kommentar vom 17. September 2009 um 08:00
Ich sehe bezüglich der Ursachen für solche Gewalt bei Jugendlichen folgende Punkte:
1) Gewalt verherrlichende Filme (in denen Menschen ohne mit der Wimper zu zucken einfach getötet werden –> in den letzten Jahren immer häufiger). Die ständige Wiederholung von Gewalt in solchen Filmen programmiert das Gehirn. Davon bin ich 100% überzeugt. Die Glotze ist eines der größten Übel in unserer Gesellschaft. Die verantwortungslose Informationsübermittlung (auch Verdrehung) der Medien = Mitverursacher. Alles dreht sich um Einschaltquoten, egal wie bescheuert das Gesendete ist. Verdummung und Gehirnwäsche pur. An dieser Stelle sollte die psychologische Forschung ganz rasch aufholen und in der Öffentlichkeit mal deutlich machen, welche Auswirkungen ein derartiges Programmieren (ständiges Beträufeln) der Gehirne bewirkt.
2) Fehlende Vorbilder. Damit sind alle Erwachsenen in dieser Gesellschaft gemeint, nicht nur die Eltern des Täters oder seine Lehrer.
3) Falsche (antrainierte) Wege der Konfliktlösung im Elternhaus, in der Schule (ohnmächtige Lehrer ohne Lösungskonzept) und im Bereich der Jugendlichen unter sich (entzieht sich überwiegend der Kontrolle des Elternhauses u. d. Schule).
4) Aufgestaute Aggression, Verwahrlosung, mangelnder Respekt vor älteren Personen. Entladung der Aggression beim Schwächeren.
5) Fehlende Perspektiven auch für Jugendliche ohne qualifizierten Schulabschluss. Aufbauprogramme, Bildungswege. Man lässt die jungen Menschen vor schier „unlösbaren“ Problemen stehen und zeigt keine Alternativen auf. Das erzeugt Frust, Aggression und die dann entsprechende Entladung derselben.
6) Alkohol und Drogen als Fluchtverhalten aus Problemsituationen. Es erzeugt wahrscheinlich ein Gefühl der Gemeinsamkeit, wenn sich Jugendliche bis ins Koma saufen. Das ist mittlerweile ein Sport unter den Kids geworden. Mangelnde Aufklärung über die Konsequenzen von derartigem Missbrauch. Der Zugang zu Alkohol sollte erschwert werden. Alkohol ab 21J. wäre zumindest ein Ansatz.
7) Konfliktlösungsprogramm an Schulen (gibt es ja an manchen Schulen schon, nur hat man den Eindruck, dass hier die schlauen Psychologen ein System etabliert haben, das bei weitem nicht richtig greift bzw. funktioniert). Hier sollte man sich wirklich mal Gedanken auf Bundesebene machen.
Härtere Strafen und eine härtere Gangart wird nur noch mehr Verrohung und Gewalt hervorrufen (Resonanzprinzip). Strafen haben noch keinen Mörder abgeschreckt, weder in der Geschichte noch heute. Allerdings wäre eine konsequentere Durchsetzung des bestehenden Strafrechts durchaus wünschenswert. Aber die Klüngeleien der Gerichtsbarkeiten und die große Freiheit, die Gesetze manchmal so oder anders auszulegen, führt dazu, dass bestimmte Juristen denken, sie könnten das Recht beugen wie sie es brauchen. Mit dem Recht sollte man kein Geschäft machen dürfen. Geld verwässert die ganze Juristerei ziemlich stark und legt so auch den Grundstock für sog. „Seilschaften“. Siehe USA!!!
Ich kann mir nicht vorstellen, so schlimm diese Tat auch ist, dass auch nur einer der beiden Jugendlichen eine bewusste Tötungsabsicht hatte.
Es ging dabei vielmehr um die Ausübung von Macht und das Loswerden von aufgestauter Aggression gegen eine Person, die im Gegensatz zu den Jugendlichen ein „offensichtlich“ erfolgreiches Leben mit Perspektiven führt. Neid u. Frust gegen jene, die als die Unterdrücker der Mittellosen gelten: Manager, Banker, Juristen mit Anzug + Krawatte –> das typische Feindbild für jemanden, der keine Perspektiven im eig. Leben sieht.
Die Jugend lebt genau die Werte, die sie von den Erwachsenen vorgelebt bekommt. Erfunden haben sie die Gewalt sicher nicht. Keine Werte = keine Regeln (+ k. Beachtung) = Chaos! Und das Chaos ist bereits seit längeren Jahren voll im Gange. Daher wundert es mich immer wie überrascht die Menschen auf solche Gewalttaten reagieren, als ob das etwas Neues wäre.
In welcher Welt leben solche Menschen nur??? Haben die Winnenden, Erfurt und Reichenhall vergessen? Da lag sogar eine definitive Tötungsabsicht vor. Ist man so sehr mit der Anhäufung materiellen Wohlstands beschäftigt, dass man hierdurch am tatsächlichen Geschehen in dieser Gesellschaft vorbei lebt?
Wir alle müssen an einer raschen Bewusstseinsveränderung in dieser Gesellschaft arbeiten. Diese Gesellschaft muss sich weit mehr für die Quellen bzw. Ursachen dieser Gewalt sensibilisieren. Dieser BLOG ist ein sehr guter Anfang dazu. Mein Kompliment!!
LG
Reinhold
4. Ingrid Pfeifer
Kommentar vom 17. September 2009 um 09:34
Ich glaube, daß Eltern nach wie vor und immer noch eine Vorbildfunktion haben und es auch an ihnen liegt, ihren Kindern die entsprechenden Werte zu vermitteln. Wenn sich Kinder an ihren Eltern orientieren, so werden sie deren Werte übernehmen. Ich bin fest davon überzeugt, daß es bei näherem Hinschauen so etwas wie einen Kreislauf gibt, der sich im Leben der Großeltern, Eltern und auch der Kinder solange wiederholt, bis einer davon ausbricht.Und ich glaube auch, daß eine Erziehung voller Gewalt wieder Gewalt mit sich bringen wird.
5. Reinhold W
Kommentar vom 17. September 2009 um 09:53
Liebe Ingrid!
Das ist damit auch nicht bestritten worden, doch sehe ich die Quelle für Gewalt nicht nur im Elternhaus allein, sondern in dieser gesamten Gesellschaft und allen voran die Medien mit ihrer „gekräuselten Krümelkacke“, die den Leuten nur das Gehirn verwässern. Die Politiker und andere Personen des öffentlichen Lebens selbstverständlich eingeschlossen. Alle tragen Verantwortung. Wir sitzen alle im gleichen Boot („auf der gleichen Kugel“). Man kann diese Verantwortung nicht allein auf die Eltern abschieben, denn diese waren u. U. ihrerseits Opfer der Raffgier und Ruchsucht in dieser Gesellschaft und haben es eben auch nicht besser gelernt. Mit der zunehmenden Spaltung zu einer 2 Klassengesellschaft und der Verachtung der Mittellosen (Vorverurteilung) hat man nur Neid, Hass und Aggression erzeugt. Das betrifft uns alle. Kein Mensch ist besser nur weil er größere finanzielle Mittel zur Verfügung hat. Kleines Beispiel: „Wer fährt einen Kleinwagen und wurde noch nicht von einer fetten Bonzenkarre auf die Seite gedrängt?“ Das ist nur ein kleines Beispiel dafür, wie sehr wir alle beteiligt sind am Geschehen. Vielmehr sollten menschliche gute Werte, wie gegenseitige Achtung, Respekt und ein vernünftiges Miteinander von allen Mitgliedern dieser Gesellschaft vorgelebt werden. Dann fällt es den sog. Outlaws auch nicht mehr so leicht ihr Fehlverhalten als opportun hinzustellen bzw. zu betrachten.
LG
Reinhold
6. Reinhold W
Kommentar vom 17. September 2009 um 11:44
…Ergänzung…
Vielleicht sollten sich die Medien künftig besser überlegen ihre Nachrichten weniger nach der Sensationsgier der Zuschauer (Einschaltquote) bzw. Leser (Auflage) aufzubereiten, als umso mehr welche Wirkung sie damit erzeugen. Genauso sollten Gewaltverherrlichende Filme generell verboten werden, denn der kontrollierte Zugang (Jugendschutz) ist ja offensichtlich nicht realistisch möglich. Letztlich bilden genau solche Filme die Anleitung zum Verbrechen und das immer wieder. Was glaubt man hat das für eine Wirkung auf den unmündigen (kindlichen) Betrachter?
Wie oft wurden schon genau solche verfilmten Verbrechen als Vorlage für die Realität verwendet? Da gibt es glaub ich mehr als genug Beispiele (Bsp. siehe „Freitag der 13.“, diente als Vorlage für einen kleinen Jungen seine Familienmitglieder mit der Axt zu traktieren)und der geistige Nährwert von solchen Filmen ist ohnehin = NULL.
Insofern kann ich meine Verachtung für solche Filme und deren Erzeuger auch nicht verhehlen, denn effektiv gebracht hat sowas noch keinem etwas außer den Erzeugern und Mitwirkenden dieser Filme. Selbst der Unterhaltungswert ist äußerst fragwürdig. Wenn man sich alte Krimis anschaut, da war es nicht nötig das Blut spritzen zu lassen, damit eine Spannung erzeugt werden konnte. Das schauspielerische Können und das Vermögen des Regisseurs eine Szene entsprechend darzustellen hat wesentlich mehr Spannung erzeugt als die detailierten Brutalitäten in den heutigen Filmen. Dem noch nicht genug wird mit Specialeffects noch alles verstärkt, damit sich das Bild auch schön einprägt und den Zuschauer entsprechend schockt.
Neuroprogrammierung der übelsten Sorte. In der Werbung weiß man längst, dass das ständige Wiederholen von gleichen od. ähnlichen Informationen sich in den Gehirnen der Zuschauer einprägt und früher oder später seine Wirkung entfalten wird. Wieso zieht man hier nicht die Parallele zu solchen Gewaltvideos?
Entsprechendes gilt für Videospiele mit solchen Inhalten. Eine Altersfreigabe nützt hier nichts, ein generelles Verbot wäre da wesentlich effektiver. Möchte nicht wissen wieviel Jugendliche Spiele mit Altersfreigabe 18J spielen. In einigen dieser Spiele geht es ausschließlich um das Töten von Gegnern durch alle möglichen Waffen. Wir bilden unsere Jugend mit so einem Mist doch regelrecht zur Gewalt aus.
Reinhold
7. Reinhold W
Kommentar vom 17. September 2009 um 14:07
Kleines Beispiel für die Ohnmacht in dieser Gesellschaft:
http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,409733,00.html
8. admin
Kommentar vom 17. September 2009 um 18:07
Hier ein weiterer Artikel aus dem Abendblatt:
http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1184013/Ort-des-Schreckens-Hier-starb-die-Zivilcourage.html
9. Ingrid Pfeifer
Kommentar vom 18. September 2009 um 09:37
Ich stelle jetzt einfach mal eine Theorie in den Raum: wenn ich mir ansehe, daß Jugendlich so gewalttätig sind, dann liegt doch die Vermutung nahe, daß sie so voller Wut, Haß und Verzweiflung sind, daß sie jemanden töten und sie genau in diesem Moment ausrasten. Wo liegt also die Ursache?
Ich glaube, wenn Jugendliche ein „gesundes“ Elternhaus haben, dann werden Computerspiele oder auch Horrorfilme das gar nicht Auslösen können. Also sind doch die Eltern gefragt…
10. Christian Bengs
Kommentar vom 18. September 2009 um 09:50
Mich würde mal interessieren was sich die 20 Damen und Herren auf dem Bahnsteig gedacht haben als die beiden Täter angefangen haben auf das Opfer einzutreten. Helfen (zu 20 gegen 2 ) war da wohl nicht angesagt.
11. Christian Bengs
Kommentar vom 18. September 2009 um 09:55
http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=14224&key=standard_podcasting_derTag&mediakey=podcast/derTag/derTag_20090916&type=a
Allein unter Schlägern: Die Grenzen der Ego-Gesellschaft
Eine sehr schöne Sendung.
12. Reinhold W
Kommentar vom 18. September 2009 um 11:35
…und wie willst Du die Verantwortung auf ein Elternhaus ALLEIN abstellen bzw. definieren, wenn es sich dabei um Eltern handelt, die selbst Opfer dieser degenerierten Gesellschaft sind und sich selbst noch nicht mal helfen können geschweige denn den eigenen Kindern? (siehe verlinkter Artikel als Beispiel od. Alkoholikerfamilien, oder oder oder….)
Ich finde nicht, dass sich auch nur ein Mensch in dieser Gesellschaft die Hände in Unschuld waschen sollte, sondern vielleicht mal drüber nachdenken sollte wie man bereits im eigenen Umfeld konstruktiv und positiv wirkt. Jede Welle setzt sich fort, auch wenn man manchmal den Eindruck hat es würde nichts bewirken. 😉
13. Reinhold W
Kommentar vom 18. September 2009 um 12:24
Die Zustände in unserem schönen Land sind sicher nicht von der unterprivilegierten Schicht erzeugt worden, sondern vielmehr von jenen die den Hals nicht voll bekommen, Hunderttausende von Arbeitsplätzen ins Ausland verlegen und sich dann im Rahmen wohltätiger Veranstaltungen als Gönner dieser Gesellschaft aufspielen. Jenen, denen es egal war inwieweit es die Volkswirtschaft negativ beeinträchtigt, wenn man plötzlich aufgrund von Managementfehlern tausende von Arbeitern entlassen muss. Jenen die sich in Firmen einfinden, der Geschäftsleitung höhere Renditen und Gewinne versprechen und diese dann hauptsächlich über Kostenreduktion (Stellenabbau) erreichen und damit Milliarden verdienen. Ich möchte hier keine Namen nennen. Das sind die Wurzeln einer kaputten Wirtschaft! Misswirtschaft, Managementfehler, Gier und vor allem fehlendes Verantwortungsbewusstsein der übrigen Bevölkerung gegenüber. Das hat doch Situationen erzeugt, die Arbeitslosigkeit, Verarmung in Deutschland und vieles mehr auf den Tagesplan gerufen haben.
Dies ist den Politikern durchaus klar, nur sieht sich keiner von diesen Leutchen genötigt das auch mal öffentlich und ehrlich zu bekennen, weil es ja wieder Eigeninteressen betreffen könnte. Wie viele Politiker verdienen neben ihren Gehältern noch einen fetten Bonus durch irgendwelche Aufsichtsratspöstchen hier und da in der Wirtschaft? Besorge Dir doch mal die Jahresgeschäftsberichte von Großbanken in Deiner Stadt und schau mal nach welche Namen aus der Politik du auf den Listen der Aufsichtsratsmitglieder findest! Da wird Licht!! Was glaubst Du wie viele angeblich deutsche Firmen kapitaltechnisch noch in rein deutscher Hand sind? Wie viel Firmen glaubst Du wurden im Verlauf der letzten Jahrzehnte ins Ausland verschachert? Das sind die Ursachen. Und sie werden dann mit dem Schlagwort „Globalisierung“ entschuldigt. Nehme ich einem Menschen seine Lebensgrundlage, dann kann ich nicht erwarten, dass dieser Mensch ohne jede Aussicht auf eine Besserung oder Lösung seines existenziellen Bedürfnisses auf Arbeit und Wohnraum seinen Kindern noch ein Weltbild vermittelt, das mit Vertrauen in dieses Land, diese Gesellschaft und ihre Regierung zu tun hat, geschweige denn in irgendwelche Werte, die so gerne propagiert werden. Das sind ebenfalls Gründe für Verrohung und Gewalt.
Diese Menschen haben keine solchen Werte mehr, die sich mit einem normalen Ablauf in einer Gesellschaft vereinbaren lassen, weil sie ums nackte Existieren kämpfen und so auch deren Kinder.
Das soll natürlich keine Entschuldigung für irgendeine Art von Gewalt sein, sondern vielmehr zum Ausdruck bringen, dass der Ansatz nun diese Eltern oder ihre Kids alleinig an den Pranger zu stellen eine äußerst oberflächliche und eigentlich sehr verlogene Reaktion derjenigen ist, die sich wahrscheinlich ansonsten kaum etwas um den Nächsten scheren, ja vielleicht genau derjenigen, die zuschauen bei so einem Verbrechen und hinterher nach dem „Henker“ rufen und so unglaublich brüskiert über solche Gewalttaten sind. Ach hätten wir doch bloß gewusst…. Ach Gott wie schockiert wir doch sind…. Bla Bla Bla
Was für eine doppelbödige Moral das nur ist! Aber solches steht sogar schon in der Bibel (bin Atheist) geschrieben, scheint also eine durchaus normale menschliche Verhaltensweise zu sein, die sich offensichtlich auch nicht ausrotten lässt.
In einem Satz gesagt: „Ich denke diese Gesellschaft muss wieder lernen, gegenseitiges Verantwortungsgefühl, Mitgefühl und vor allem ein Miteinander anstatt eines egoistischen Gegeneinanders zu praktizieren“. Ausgenommen jene, die das schon praktizieren und da glaube ich andererseits gibt es auch eine Menge Menschen, die eine soziale Verantwortung wahrnehmen bzw. diese auch Beispielhaft vorleben, wie auch das Opfer Herr Dominik B. dem bedauerlicher Weise seine positive Einstellung zum Verhängnis wurde. Das sollte uns jedoch nicht entmutigen sondern vielmehr ermutigen das Miteinander in dieser Gesellschaft zu verbessern bzw. wieder herzustellen.
Nix für ungut!
14. bn-d
Kommentar vom 23. September 2009 um 19:48
Zu Lehrer und Schülern und hilfslosen Eltern
Eine Geschichte, die sich wirklich zugetragen hat:
Ein Fünftklässer wurde von 6 Achtklässern auf dem Schulhof in der Pause „rausgepickt“, umringt, getreten und geschlagen. Als der Fünftklässer am Boden gelegen hat, wurde zusätzlich auf den Kopf mit Fuß und Knie eingedroschen.
Der Lehrer mit Pausenaufsicht sieht das und schaut weg. Der Fünftklässler wurde danach lediglich „nach Hause“ geschickt … zu Fuss.
Die Mutter völlig entsetzt mit dem Kind ins Krankenhaus und der kleine Kerl wurde ersteinmal versorgt und war eine Woche dort aufhältig mit schweren Schädelprellungen …
Nachdem die Mutter den Lehrer zur Rechenschaft ziehen wollte, wurde ihr nahegelegt, dass dies nur zu Ungunsten des verletzten Schülers hinauslaufen würde und die Krönung der Geschichte: Der verantwortliche Schläger ist noch nicht mal von der Schule verwiesen worden. Er bekam lediglich die Auflage einen Psychologen zu konsultieren, wo er niemals war.
Was wird aus solchen Jugendlichen, die kaum Konsequenzen erfahren … ?
Das, was dort am Bahnhof geschehen ist, ist die Konsequenz der konsequenzlosen Erfahrungen im sozialen Miteinander in der Neuzeit.
Und ich stimme Reinhold zu: “Ich denke diese Gesellschaft muss wieder lernen, gegenseitiges Verantwortungsgefühl, Mitgefühl und vor allem ein Miteinander anstatt eines egoistischen Gegeneinanders zu praktizieren”
Viel Arbeit … um dies zu erreichen … aber ich bin dabei.
LG
bn
15. Ingrid Pfeifer
Kommentar vom 24. September 2009 um 11:21
So eine ähnliche Geschichte kenne ich aus Berlin. 7. Klasse, ein Kind hat Geburtstag, der Lehrer stellt ein Stückchen Kuchen und eine Kerze auf den Tisch des Schülers. In der Pause kommt es zu einer Schlägerei, das Geburtstagskind wird festgehalten und jeder aus der Klasse „darf“ einmal zutreten. Das ist das „Geburtstagsritual“ an dieser Schule. Der betreffende Lehrer sieht es und meint mit Tränen in den Augen, daß er ihm DAS gerne erspart hätte.
Ich habe wochenlang versucht herauszubekommen, um welche Schule es sich handelt. Erfolglos, weil aus Angst alle geschwiegen haben.
Erfahren habe ich diese Geschichte bei einem Telefonat mit einer alten Arbeitskollegin…
Mit betroffenen Grüßen
Ingrid
16. Reinhold W
Kommentar vom 24. September 2009 um 12:21
Natürlich ist es erschreckend, immer wieder über solche Gewalttaten erfahren zu müssen. Allerdings möchte ich hierzu erwähnen, dass es auch zu meiner Schulzeit solche Dinge gegeben hat (vor ~30 J.) und zwar Schulsystemunabhängig (auch Realschüler und Gymnasiasten). Allerdings war die rücksichtslose u. feige Brutalität bei weitem nicht so ausgeprägt. Das Erschreckende an der heutigen Gewalt an Schulen ist vor allem, dass es häufig zu lebensgefährlichen Verletzungen kommt, weil man speziell unter gewaltbereiten Schülern auch keinen „Ehrencodex“ mehr kennt. Wehrlose werden von mehreren Gegnern „gestiefelt“, bis keine Regung mehr zu sehen ist. Auch gilt es nicht mehr als besonders „UNFAIR“, wenn MEHRERE gegen EINEN kämpfen. Ich denke an diesem Punkt sollte man auch gerade solches Verhalten (viele gegen 1) als besonders FEIGE und ERBÄRMLICH propagieren, damit sich die Gewaltausübenden nicht noch zusätzlich als besonders „COOL“ oder besonders „MUTIG“ hinstellen können, sondern vielmehr allgemeine Verachtung von ALLEN erfahren, nicht erst dann, wenn bereits ein Menschenleben ausgelöscht wurde, durch die dann heulende Öffentlichkeit. Gewaltfreie Zonen zu schaffen (Schule, Kindergarten, etc…) wird sicherlich noch sehr sehr viel Mühe und Anstrengung in der Bevölkerung erfordern, bis auch der Dümmste kapiert hat, dass es absolut NICHT COOL ist, wenn er schon Gewalt ausübt, dies dann auch noch auf derart unfaire Weise zu tun. Selbst in Kindergärten gibt es schon Winzlinge, die mit der Faust agieren. Unglaublich aber wahr. Man wird wohl noch viele Generationen lang mit der Abschaffung von Gewaltverherrlichung u. -Ausübung zu tun haben. Leider, leider, leider…
UNFAIRNESS, FEIGHEIT und HINTERHÄLTIGKEIT sollten täglich im TV als erbärmlicher Akt desjenigen propagiert werden, der ZUWENIG HIRNMASSE hat und in seiner Hilflosigkeit (mangelnder Intellekt) dann auch noch diese Art von Brutalität zur Tugend erhebt.
Die Medien nützen diese Art von Manipulation in vielen anderen Bereichen, warum nicht auch hier???
Es wird meiner Ansicht nach sicher Wirkung zeigen. Unsere Kids sehen (wie schon einmal formuliert) immer wieder in diesen bescheuerten Actionfilmen (USA), dass Unfairness cool ist, dass Brutalität cool ist und dass Gewissenlosigkeit cool ist.
Deshalb sollte man meiner Meinung nach genau an dieser Stelle anknüpfen und das Bewusstsein auch durch die Medien in der Öffentlichkeit hierfür etwas sensibilisieren und klar herausstellen, dass solche Aktionen nicht zusätzlich noch als HELDENTAT hingestellt werden können (auch unter den Kids nicht). Parallel dazu sollte man Werte wie gegenseitige Achtung, Toleranz und vor allem gewaltlose Konfliktbewältigung als HOHE WERTE benennen.
Das allein würde schon eine gewisse Wirkung zeigen, allerdings das Problem nicht allein lösen, soviel ist auch klar.
Es muss eine Bewusstseinsänderung stattfinden!
Es müssen bessere Werte an Stelle dieser ACTIONHELD-MENTALITÄT die der Amerikaner mit seinen idiotischen Filmen und Videospielen in die ganze Welt getragen hat.
17. ew-b
Kommentar vom 24. September 2009 um 13:05
Ich bringe hier einmal einen anderen Gedanken ein: Wenn wir die Kinder als Spiegel von uns sehen, dann erkennen wir doch, welche Wut, welche Verzweiflung, welche Änste, welche Gewalt wir in uns haben. Ist es dann nicht an der Zeit, bei uns selbst mit den Veränderungen anzufangen? Anzufangen, diese Gefühle in uns selbst zu spüren, anzusehen, die erlebten Hintergründe aufzudecken und dann zu lösen? Können wir letztendlich den jungen Leuten nicht dafür dankbar sein, dass sie uns so brutal den Spiegel vorhalten?
18. Reinhold W
Kommentar vom 24. September 2009 um 13:18
@ew-b
Klar, das ist der Spiegel für die Sorglosigkeit, mit der man diese Entwicklung, die seit sich seit längerem abzeichnet, behandelt. Natürlich sind hier die Erwachsenen in erster Linie gefragt….
Trotzdem könnten die Medien einmal darüber nachdenken, ob es nicht vernünftig wäre o. g. auch regelmäßig in die PRIMETIME zu packen, damit es die ganze Gesellschaft immer wieder sieht… anstatt solche Gewalttaten wiederum nur für das Geschäft mit der Information ausbeuten und damit die Sensationsgier der Menschen füttern…
19. Reinhold W
Kommentar vom 24. September 2009 um 13:31
…außerdem sehe ich die Noxen für solche Gewalt multifaktoriell bedingt…
1) Wirtschaftspolitik (fehlende Perspektiven)
2) Elternhaus (Konfliktbewältigung, Werte)
3) Schule & Lehrer (fehlende Aufsicht und Konfliktbewältigungsprogramme)
4) Gesellschaft allgemein (2-Klassengesellschaft)
5) Alkohol & Drogen (mangelende Aufklärung)
6) Medien (fehlende Initiativen)
7) Gewaltverherrlichende Filme u. Spiele
uvm…
Man sollte also auch mal diejenigen, die sich ohne Gewissen in den letzten Jahrzehnten an unserer Gesellschaft bereichert haben heranziehen (Banken, Versicherungen, nternehmensberatungsgesellschaften, etc…..). All jene die unser Land Stück für Stück verschachert haben, Geld horten und dann noch über den Spitzensteuersatz klagen. Höhere Steuern für Spekulationsgewinne, Vermögensabgabe und und und… DENN DIE LEISTUNGSTRÄGER DIESER GESELLSCHAFT SIND SICHER NICHT DIE PRIVILEGIERTEN SONDERN VORNEHMLICH JENE, DIE SICH FÜR
3,50 EUR/Std. AUSBEUTEN LASSEN und dann noch DANKESCHÖN sagen.
20. Reinhold W
Kommentar vom 24. September 2009 um 13:41
…alle mündigen Bürger dieser Gesellschaft sind hier gefragt… ALLE
aber vor allem jene, die auch die Mittel zur Verfügung haben BESSERE Werte in der Öffentlichkeit zu propagieren… und natürlich jeder in seinem häuslichen Umfeld…
21. ew-b
Kommentar vom 24. September 2009 um 13:51
Da stimme ich voll zu. Und insofern wünsche ich mir, dass viele diesen Blog lesen – und ihre eigene Verantwortung wahrnehmen – für unser Hier und Jetzt und das ihrige dazu tun.
22. Reinhold W
Kommentar vom 24. September 2009 um 14:03
…kenne einen Fall in der Nachbarschaft, ein türkischer Junge, der bevor er seine Lehre vor zwei Jahren begann auch ein „kleiner“ Schläger war, doch seit er eine Perspektive in seinem Leben sieht, hat er sich um 180° geändert. Das soll natürlich nicht heißen, dass man Gewalt als Reaktion auf Perspektivelosigkeit akzeptieren sollte, sondern vielmehr, dass man mit einer Schaffung von neuen Perspektiven speziell auch für junge Leute, die ihre 1. Chance nicht ergriffen haben (aus welchen Gründen auch immer), über positive Alternativen für Beschäftigung sorgt. Langeweile und mangelende Chancen ein geordnetes Leben zu führen sind doch die Ursachen für diese oft unbegründbare Aggression und Gewalt… Was macht ein 18-jähriger HartzIV-Empfänger ohne Chance auf einen Job? Wo verbringt er seine Zeit? Wie überbrückt er die Beschäftigungslosigkeit? Das sind Fragen, die zu Antworten führen… Welche Bildungschancen hat eine solch gestrandete Existenz?
Ich habe vor ein paar Tagen einen Bericht über Hauptschüler aus Berlin gesehen. 80% Durchfallquote beim Qualifizierten Hauptschulabschluss… Der Hauptschulabschluss ist ohnehin, selbst bei Bestehen der Prüfung keine Basis mehr sich in dieser Gesellschaft einen Platz zu schaffen. Welcher Lehrherr nimmt heute noch Hauptschüler? Mittlerweile beginnen sogar schon Gymnasiasten mit einer Bäckerlehre. Was bleibt noch für die Hauptschüler? … Mit einer Grundversorgung (die letztlich keine ist) wie HartzIV beruhigen sich die politischen Gemüter das eigene Gewissen (wenn vorhanden!?!?) und überlassen gerade diese Verantwortung den Eltern und Lehrern… das ist erbärmlich… und dann wird aktueller Weise in den Medien fleißig mit den Wölfen geheult und versprochen, was nicht zu realisieren ist…
Ich bitte um Entschuldigung, wenn meine Texte derzeit geprägt von der aktuelle politischen Situation sind. Das bringt wahrscheinlich der Wahlkampf mit sich….
Hier ergibt sich schon einmal die erste Chance für uns alle, das Richtige anzukreuzen….und nicht die anderen ALLEIN über unsere Zukunft entscheiden zu lassen… hier können wir alle Weichen für die Zukunft unserer Kinder stellen…
Eine Verantwortung vor der man sich nicht drücken sollte… selbst bei aller Politikverdrossenheit nicht…!!!!
23. Reinhold W
Kommentar vom 24. September 2009 um 14:34
@ew-b
Ja, Deinem Wunsch möchte ich mich aus vollem Herzen anschließen!
24. bn-d
Kommentar vom 24. September 2009 um 20:14
@Reinhold,
es ist völlig in Ordnung, wenn Du Deine Texte als von der aktuellen politischen Situation geprägt siehst…
Tatsächlich handelt es sich hier um ein politisches Thema. Politik bedeutet „die Kunst des sozialen Zusammenlebens“. Und darum geht’s hier doch auch.
Zu den jungen Hartz-IV’lern ohne Zukunftsperspektiven: Da brauchen wir mittlerweile nicht mehr nur die Hauptschüler anführen … fast alle rund durch die Bank weg, sind ohne Zukunftsperspektiven. Schlimmer noch: Die jungen Heranwachsenden wissen meist gar nicht um ihre Fähigkeiten. Wie auch? In der Schule meines Sohnes gab es z.B. die letzten drei Jahre weder Politik noch Geschichte! Ständig sind Schulstunden ausgefallen. Förderungen finden nur statt, wenn es um Migranten geht. Sorry – das ist Fakt.
Warum kann man sich nicht für einen Sprachtest im Kindergarten entschliessen, so dass jedes (!) Kind, welches eingeschult wird, die gleichen Startchancen hat.
So dass man auf die wirklichen Fähigkeiten des Einzelnen eingehen könnte und diese fördert. Warum kann man nicht endlich anfangen, Werte in die Schule einzubinden.
Ein gutes Beispiel: Es gibt eine Privatschule, die das Fach „Glück“ anbietet. In diesem Schulfach werden die Kinder von Psychologen und Künstlern unterrichtet. Ziel ist es, dass die Kinder sich selbst als Person, als Mensch, kennenlernen und Werte schätzen lernen zu wissen. Warum fördert man dieses nicht staatlich?
Ein guter Schritt zur Förderung des sozialen Miteinanders.
25. Reinhold W
Kommentar vom 25. September 2009 um 07:47
Ich habe selbst zwei Kinder im Alter von 19 und 16J. Trauriger Weise muss ich bestätigen, dass permanente Unterrichtsausfälle an den Schulen keine Ausnahmen sondern längst zur Regel geworden sind. Gerne lässt man auch die Sportstunden ausfallen. Gerade diese Stunden sind wichtig für die Gesundheit, den Aggressionsabbau und der Förderung von Gemeinschaftssinn unter den Schülern.
Das Lehramt ist zu einer Beschäftigung mutiert, für die man eine gehörige Packung an Idealismus und Menschenliebe mitbringen muss. Fällt ein Lehrer aus gesundheitlichen Gründen aus, so wird meist kein Ersatz zur Verfügung gestellt und das entsprechende Fach fällt solange aus, bis der Lehrer wieder aus dem Krankenstand zurückkehrt. An einer Münchner Schule unterrichteten 80-jährige Rentner um den permanenten Lehrermangel zumindest etwas auszugleichen. Es ist frustrierend, wenn man feststellt, dass die Behörden nicht einmal im Stande sind, einen geordneten Ablauf des Unterrichts zu gewährleisten.
Das Sprachproblem hat sich meiner Meinung nach in den letzten Jahrzehnten extrem verschärft. Saubere Kommunikation wird auf das Übelste vernachlässigt. So ist auch unter deutschen Schülern die Verwahrlosung unserer Sprache zum Standard geworden. Wortschöpfungen und Ausdrücke, die sich nicht mit einer ordentlichen Sprache vereinbaren, gab es auch schon vor 30 Jahren. Doch mittlerweile gibt es fast nur noch Gossenslang, Rapper-Gesabbel und Internet-Chat-Gestammel unter den Jugendlichen.
Wie soll ein Schüler dem Unterricht folgen, wenn ihm das Kernelement der Kommunikation fehlt?
Das ist kein Problem, welches man den Lehren allein aufbürden sollte, sondern hier sollten Möglichkeiten geschaffen werden, wie zum Beispiel Zusatz-Deutsch-Unterricht für Kinder von Zuwanderern. Es würde den Integrationsprozess positiv beeinflussen. Es obliegt nicht deutschen Kindern, sich sprachlich anzupassen, sondern jenen, die als Zuwanderer in unserem Land integriert werden wollen.
Allerdings muss man hierfür auch die Grundlagen schaffen und Entsprechendes anbieten. Doch wie es derzeit aussieht, ist Bildung längst kein Grundrecht mehr sondern ein Privileg. Häppchenweise werden gute Werte, die unsere Gründerväter ursprünglich als wichtig und richtig angesehen haben, die auch heute noch ihre Gültigkeit hätten, über Bord geworfen.
Manchmal kommt es mir vor, als wollte man hier absichtlich einen Bodensatz in der Bevölkerung erzeugen, der künftig für „Billiglohn“ oder ein „warmes Essen“ jede erdenkliche Arbeit zu jedweden Bedingungen ausführt, damit er überleben kann. Das ist moderne Sklaverei!
Ein sozialer Aufstieg bzw. die soziale Integration wird somit von vorne herein ausgeklammert! Dass solches Frust, Aggression und Barrieren unter den Menschen erzeugt, ist mehr als verständlich. Solange Geld und „Vitamin B“ dieses Land (und nicht nur dieses) regieren, wird sich da wohl nicht viel ändern. Manchmal klingt die Aussage „Demokratie in Deutschland“ geradezu wie übelste Possenreißerei in meinen Ohren. Das Volk regiert in diesem Land schon lange nicht mehr. Doch solange uns das Instrument der Mitbestimmung (Wahl) gegeben ist, besteht noch eine winzige Chance Veränderungen im Sinne von Gleichberechtigung und eines sozialen Miteinanders zu erzeugen.
Es ist unsere Verantwortung im Sinne unserer Kinder zu handeln und für sie Zukunftsperspektiven zu generieren. Anstatt dessen werden die Staatsschulden immer mehr in die Höhe getrieben und unser Nachwuchs bereits jetzt mit einer Bürde belegt, die noch viele Generationen belasten wird.
Im Wahlkampf reden diese „Heuchler“ fast alle von Förderung der Bildung in Deutschland. Das Problem besteht seit längerer Zeit und wurde bisher nicht im Geringsten eingedämmt. Bin gespannt was sich diesbezüglich in der nächsten Legislaturperiode tut.
Veränderung ist ein Grundelement des Lebens. Eine Bewusstseinsveränderung wird definitiv stattfinden, so fragt sich nur: in welche Richtung?
26. bn-d
Kommentar vom 25. September 2009 um 15:20
Ja – richtig, Frage berechtigt: und nicht nur in welche Richtung, sondern wird die Veränderung das Bewusstsein überhaupt erreichen?
Wenn die Deutschen hergehen und immer wieder das „alt Bewährte“ wählen, und trotzdem die immer schlimmer werdenden Zustände bejammern … weiß ich auch nicht mehr weiter.
Wir denken hier über Details nach, die hochwichtig sind – aber wenn die Basis nicht stimmt, dann klappt’s mit den Details auch nicht mehr.
Aktivität und Mitdenken ist bitter nötig. Mehr denn je. Ich kann nur dazu auffordern, ins „Außen“ zu gehen und nicht im stillen Kämmerlein schimpfen und jammern.
Das hat uns dorthin gebracht, wo wir uns gerade befinden:
in einer „sanften Politik-Despotie“ und keiner merkt es, weil sich niemand kümmert und sich auf „Politikverdrossenheit“ beruft und aussruht.
Ich kann nur auffordern, das Bewusstsein dahingehend zu lenken, dass die Verwirklichung der allgemeinen Freiheit (= Demokratie) in unseren Händen liegt – immer noch! Und so lange wir uns dessen bewusst sind, gibt es Handlungsfreiheiten, die Veränderungen zulassen. Lasst sie uns nicht freiwillig verschenken und in Vergessenheit geraten …
27. Jens Veit Günther
Kommentar vom 3. Oktober 2009 um 22:49
Gewalt gab es schon immer zwischen den Menschen. Mal mehr mal weniger. In Zeiten größerer Angst nimmt m.E. die Gewalt zu. Angst vor Verlust, sozialem Abstieg, fehlender Anerkennung, oft falscher, unnötiger Angst. Viel wurde schon an Gründen genannt. Der alles überspannende Hintergrund ist jedoch das bestehende Geldsystem, welches mit dem exponentiellen Geldwachstum einen unerhörten Druck auf die ganze Natur und damit auch den Menschen ausübt, weltweit. Die Gier (nicht nur der Spekulanten) ist dabei auch nur eine Form der Angst. Geld regiert die Welt, und wer das Geld regiert…und bleibt für die medienhypnotisierten Massen im Dunkeln.
28. Marko König
Kommentar vom 30. Oktober 2009 um 09:37
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich habe auf dieser Internetseite einige Kommentare gelesen, welche mich sehr bewegen aber auch inspirieren.
Ich möchte diese besondere Plattform hier sehr gerne nutzen, um alle interessierten und engagierten Menschen, aber auch die Entscheidungsträger und Politiker unsere Initiative “Projekt-Gewaltpraevention” vorzustellen.
2006 gegründet, sind wir mittlerweile bundesweit erfolgreich aktiv und Ansprechpartner, nicht zuletzt für den Nachrichtensender N-TV u.a. zum Thema Amoklauf Winnenden und S-Bahnmord München.
Nur gemeinsam sind wir stark, wenn wir unsere Kräfte bündeln.
Ich möchte Sie sehr herzlich auf unsere Seiten: http://www.projekt-gewaltpraevention.de insbesondere jedoch für weitere ausführliche Informationen und Bildern sowie Partnern auf unsere Seite http://www.markokoenig.de einladen.
Herzlichst
Ihr
Marko König
Gründer & Initiator
Initiative
“Projekt-Gewaltpraevention”
Art Director/
Filmstuntcoordinator
Agentur
Marko König
http://www.markokoenig.de
Einen
29. Gerd Hoffmann
Kommentar vom 1. August 2011 um 21:02
Liebe LeserInnen,
nachdem die Süddeutsche Zeitung gestern erneut über einen brutalen Akt tötlicher Gewalt durch eine sinnlose Schlägerei in München berichtete, frage ich mich, was denn in diesen Tätern vorgeht und warum Beispiele wie der S-Bahn Mord von Solln keine abschreckende Wirkung zeigen.
Offenbar sind es immer wieder die gleichen Ursachen für die Verhaltensfehler, resultierend aus einem Mangel an Liebe und Geborgenheit, dessen Ursachen bis auf die Kindheit der Täter zurückzuführen sind und sich letztendlich in komplexbedingten, unkontrollierbaren Agressionen entladen.
Die Frage, was muss sich ändern, damit diese sich häufenden Vorgänge deutlich reduziert werden können, kann meiner Auffassung nach, nicht pauschal beantwortet werden. Es bedarf wohl einer intensiven Analyse der Gesellschaftsentwicklung. Aus den daraus resultierenden Ergebnissen könnten möglicherweise Ansätze entwickelt werden, die einen höheren Zufriedenheitsgrad in der Gesellschaft entstehen lassen. Dafür gibt es bereits Beispiele.
Entscheidend wichtig ist für mich persönlich deshalb ein Paradigmenwechsel, der eine Umorientierung der Gesellschaft in andere Werte als Gewinnstreben ermöglicht. Auch die Selbstbestimmung und Partizipation der Menschen halte ich für eine unentbehrliche Voraussetzung.
Freundlichst
Gerd Hoffmann
30. Evelyn
Kommentar vom 5. August 2011 um 21:31
Danke, Gerd,
für Deine Zeilen hier. Der Wandel folgt bereits und ein Umbruch zeigt sich immer mehr, doch ist es in meinen Augen erforderlich, daß ein jeder von uns erst einmal in den eigenen Spiegel schaut. Wie heißt es so schön „Den Splitter im Auge des anderen sehe ich, doch den Balken in meinen eigenen Augen übersehe ich“ … Und da ist m.E. „der Hase im Pfeffer“. Jede Veränderung fängt nun einmal bei uns selbst an. Und wenn wir diese vornehmen, zeigt sich das Ergebnis auch im Außen.
Herzlichst
Evelyn