Was sind die hundert Sprachen der Kinder?
23. September 2012 von admin | kein Kommentar
Die hundert Sprachen des Kindes.
Die Hundert gibt es doch
Das Kind besteht aus Hundert.
Hat hundert Sprachen
hundert Hände
hundert Gedanken
hundert Weisen
zu denken, zu spielen und zu sprechen
Hundert
immer hundert Arten
zu hören, zu staunen und zu lieben.
Hundert heitere Arten
zu singen, zu begreifen
hundert Welten zu entdecken
hundert Welten frei zu erfinden
hundert Welten zu träumen.
Das Kind hat hundert Sprachen
und hundert und hundert und hundert.
Neunundneunzig davon aber
werden ihm gestohlen
weil Schule und Kultur
ihm den Kopf vom Körper trennen.
Sie sagen ihm:
Ohne Hände zu denken
ohne Kopf zu schaffen
zuzuhören und nicht zu sprechen.
Ohne Heiterkeit zu verstehen,
zu lieben und zu staunen
nur an Ostern und Weihnachten.
Sie sagen ihm:
Die Welt zu entdecken
die schon entdeckt ist.
Neunundneunzig von hundert
werden ihm gestohlen.
Sie sagen ihm:
Spiel und Arbeit
Wirklichkeit und Phantasie
Wissenschaft und Imagination
Himmel und Erde
Vernunft und Traum
seien Sachen, die nicht zusammen passen.
Sie sagen ihm kurz und bündig,
daß es keine Hundert gäbe.
Das Kind aber sagt: Und ob es die Hundert gibt.
– Loris Malaguzzi –
Für mich ist es immer wieder traurig mit anzusehen, wie aus unschuldig in unsere Welt hineingeborene Kinder Sklaven herangezogen werden, damit andere über es Macht haben, daß es zur Verfügung steht als Ware: nützlich, effizient und gehorsam. Wie kann da ein Kind seine Würde erhalten, seinen Stolz? Da beginnt ein Mechanismus, der im Laufe des Lebens noch mehr verstärkt wird. Die Auswirkungen dieses Dilemmas sehen wir Tag für Tag. Und wir dürfen dabei alle selbst in unseren eigenen Spiegel schauen! Auch wir selbst sind davon betroffen. Wir erkennen unsere erlebte Dressur täglich.
Kinder haben noch ihre eigene Sicht, bevor sie zu Marionetten herangezogen werden. Unterstützen wir sie doch dabei, in ihrem Sein zu bleiben, statt sie uns gleich zu machen:
Mit symbolische Sprachen, darunter Zeichnung, Bildhauerei, dramatisches Spiel, Schreiben, Malen etc., um sie zu Denkprozessen anzuleiten, von der Theorie zur Praxis. Sie werden dadurch ermutigt, Probleme selbst anzusehen und Ideen zu erarbeiten, um diese zu lösen. Das entwickelt ihr eigenes Verstehen, ihr eigenes Denken und ihr eigenes Handeln durch die innewohnende Kreativität.
Geben wir ihnen den Raum, sich zu dem Menschen, zu der Seele zu entwickeln, die Ja sagt wenn Ja gemeint ist und Nein sagt, wenn Nein gemeint ist. Lieben wir unsere Kinder – einfach weil sie sind wie sie sind statt sie nur dann zu lieben, wenn sie so sind, wie wir sie „haben wollen“ – als Ebenbild von uns selbst.
Hier ein Video dazu:
Herzlichst
Mentorin auf Zeit