Wüstenblume

© Andrea Marchetti

… Menschen aller Zungen, steht auf und empört Euch, laut, nachhaltig, unablässig!

Mein Kommentar zu Buch und Film:
Der Schnitt in die Seele der Frau – unheilbar!

Ich bin der Meinung, dass die fundamentale Abwertung der Frau und des Weiblichen kaum einen stärkeren Ausdruck erhalten kann als gerade in der Verstümmelung der weiblichen Genitalien:

Man kann dies nicht voreilig und verantwortungslos mit uralten Traditionen rechtfertigen, es ist auch nicht exotische Folklore, auch nicht „nur“ Verletzung des elementaren Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit, nein:

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Eine solche – in der Regel ohne Betäubung von einer Hebamme, Großmutter, Dorfältesten oder einem Vorstadtbarbier (!) durchgeführte – „Operation“ mit Rasierklingen, Scheren, Glasscherben und manchmal auch Messern ist die Vernichtung der Frau als Frau (in ihrer zu ihrem Wesen gehörigen Sexualität) und ein brutaler Schnitt in ihre Seele, die von dieser Verletzung nie wieder heil wird.

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Es ist ganz oberflächlich, und ich halte es eigentlich für unverzeihlich, diesen Eingriff – dieses ein“schneidende“ Kindheitstrauma – mit der harmlosen Beschneidung jüdischer oder muslimischer Jungen vergleichen zu wollen, bei der lediglich die Penisvorhaut entfernt wird. Dieser Eingriff beeinträchtigt, wenn er kunstgerecht ausgeführt wird, weder das Sexualempfinden noch gar die sexuelle Funktionsfähigkeit des Mannes.

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Bei den Mädchen hingegen geht es um die Zerstörung ihres Lustorgans, der Klitoris, die ein ganzes Bündel von Nervenenden enthält. Oft werden auch – wie bei der schwerwiegendsten und brutalsten Form genitaler Verstümmelung, der sogenannten Pharaonischen Beschneidung („Infibulation“) – die hochempfindlichen inneren (und auch äußeren) Schamlippen gleich mitentfernt. Anschließend wird die Wunde, mit anderen Worten: das Mädchen mit Schafdarm regelrecht zugenäht und die Vaginalöffnung – für den Abfluss von Urin und Menstruationsblut – bis auf eine stecknadelkopfgroße Öffnung verkleinert, was zur Folge hat, dass vor dem ersten Beischlaf, auf jeden Fall aber vor oder während der Geburt wieder aufgeschnitten und danach jedes Mal wieder zugenäht werden muss.

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Die gesundheitlichen Folgen, unter denen diese Frauen oft ein Leben lang leiden, braucht man sich nicht herbeizuphantasieren: Entzündungen, Fieber, Wundstarrkrampf, langwierige Komplikationen wie chronische Infektionen, schmerzhafte Zysten und Abszesse, ferner Fehlgeburten und Geburtskomplikationen, auch Unfruchtbarkeit – manche Mädchen verbluten auch bei oder nach der Beschneidung.

Schwerwiegender jedoch sind die psychischen Blessuren. Abgesehen davon, dass bei vielen beschnittenen Frauen das Lustempfinden nicht nur weitestgehend beeinträchtigt, sondern in der Regel total gestört ist – bis hin zur Frigidität; hier findet ein Angriff statt auf das sexuelle Selbstbestimmungsrecht der Frau, auf ihre persönliche Integrität, und hier greift daher auch kein Argument aus Tradition, Kult, Religion oder Gesellschaft:

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Frauenbeschneidung als Genitalverstümmelung ist ein Akt der Unterdrückung, der Missachtung und Misshandlung, der die Frauen ausgesetzt sind, weil sie Frauen sind.

Das ist und bleibt himmelschreiendes Unrecht!

Wenn jemand – sei es eine männlich „gesteuerte“ Gesellschaft etwa oder eine Kultgemeinschaft -, wenn jemand solches zu rechtfertigen sich erfrecht, dann möge er doch mal Ernst machen mit dem anatomischen Äquivalent dieses Eingriffs bei einem Manne, nämlich mit der Amputation des Gliedes, dem ach so männlichen Statussymbol für Dominanz und Herrschaftsallüre, dem angeblich „besten Stück“, auf das sich manch einer so wahnsinnig viel einbildet und von woher er sich weitgehend definiert (Welch erbärmliche Verkürzung des Menschseins!!).

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Hier, bei solcher Radikalisierung der Gleichbehandlung von Frauen und Männer, wird sofort – trotz fadenscheiniger verbaler Gleichberechtigungsbeschwörun- gen allerorts – mit zweierlei Maß gemessen: Lust in Hülle und Fülle und querbeet für die einen, schreckliche Qualen und Erniedrigung, Verletzung und Entwürdigung für die andern.

Ich bin versucht, sarkastisch zu formulieren:

© Andrea Marchetti

Müssten die Männer schwanger werden und müssten sie die Kinder zur Welt bringen, ich schwöre jeden Eid: ihre Wehleidigkeit und ihr defizitärer Opfersinn lieferten den Grund, dass die Welt bereits ausgestorben wäre und dass jede Form von Abtreibung schnellstens zum Sakrament erhoben würde!

Es wird kontrovers diskutiert, ob die Beschneidung der Mädchen ein spezifisch islamischer Brauch sei. Jedenfalls wird er im Koran nicht erwähnt! Ich halte nach meinen Untersuchungen eher dafür, dass die Ursprünge sehr viel weiter zurückreichen – nämlich in vor.islamische Zeit -, dass die Verstümmelung jedoch von afrikanischen animistischen Religionen und auch vom Islam als Volksbrauch akzeptiert und dann im Namen der Religion praktiziert wurde. Das trifft auch partiell auf das Christentum zu, denn diese Grausamkeit wird auch von koptischen und äthiopisch-orthodoxen Christen (!) an ihrem weiblichen Nachwuchs begangen.

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Es drängt sich mir der Verdacht auf, dass hier weniger die Religion als solche eine Rolle spielt als vielmehr die Prägung der entsprechenden Religion durch Traditionen, welche die Männer(welt) bevorzugt.

Jedenfalls ist die Beschneidung der Mädchen keine medizinische, sondern eine „soziale“ Operation.

Ob in Afrika, Amerika oder Europa – die durch die Beschneidung sexuell entrechteten Frauen müssen endlich und vehement den Status ihrer Machtlosigkeit aufgeben, sie müssen Öffentlichkeit schaffen und sich wehren. Zielgestalt muss sein, ein empoyerment (= Macht, Vollmacht, Ermächtigung) zur Kontrolle ihres eigenen Lebens zu erstreben und allenthalben zu garantieren!!

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MENSCHENRECHTE SIND NICHT MÄNNERRECHTE!!

Unbestrittene Tatsache jedenfalls ist für mich:

Die Wirkung der Verstümmelung ist eindeutig (faktisch und tendenziell!) die sexuelle und soziale Unterdrückung der Frau! Und keine Frau ordnet sich diesem Diktat freiwillig unter.

Beschneidung als Frauenunterdrückung ist global, und daher bedarf es auch globaler Solidarität und globaler Strategien.

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Nichteinmischung mit Berufung auf unterschiedliche Traditionen und Wertvorstellungen und damit auf das schnöde Alibi. Etikett „multikulturelle Gesellschaft“ mit der ihr eigenen „Vielfalt“, gilt hier absolut nicht!

Es geht hier um eklatante MENSCHENRECHTSVERLETZUNG. Jedoch gilt unumstößlich:

MENSCHENRECHTE SIND UNTEILBAR!

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Daher kann man Menschenrechtsverletzungen, egal unter welcher Sonne und in welchem Kontinent sie stattfinden, nicht deshalb tolerieren, weil es eben mal „nur“ um Frauen geht.

Warum muss man das immer noch und immer wieder sagen:

Menschenrechte sind NICHT Männerrechte! Die Grundrechte persönlicher Unversehrtheit dürfen nie und nimmer einen Bogen um die Frauen herum und an ihnen vorbei machen.

Wenn es eine humane Kultur geben soll, oder anders gesagt: wenn uns an zunehmender Humanisierung der Kultur gelegen sein muss, dann sei auf die multikulturelle Gesellschaft gepfiffen, welche die Frauen als minderwertiges Strandgut dieser Gesellschaft diffamiert, verachtet und verletzt und die letztlich auf eine multiPATRIARCHALISCHE Gesellschaft mutieren will.

© Andrea Marchetti

Nochmals:

Wer hinsichtlich der Genitalverstümmlung der Frauen aus vielleicht multi-kulturellen Rücksichten „Toleranz“ einfordert im Sinne von Nichteinmischung, wer frauenverachtende Praktiken einfach zu einem rechtlich zu respektierenden Teil fremden Kulturguts erklären will, der macht es sich zu einfach und versündigt sich. Wer so denkt, hält sich in Wirklichkeit nicht heraus, sondern ergreift Partei und beteiligt sich an der ur.alten Kumpanei der Starken auf Kosten der Schwächeren.

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Eine Gesellschaft, eine Welt, in der Frauen durch Gewalteinwirkung bluten müssen und (sich) verbluten, kann nie und nimmer gesund sein! Das ist ein Skandal größten Ausmaßes, für den jeder sich in Grund Boden schämen muss, so er nicht dagegen hält. Vergessen wir nicht: Aus der Frau entsteht Leben – und daher ist der Archetyp des Weiblichen dem Göttlichen sehr, sehr viel verwandter als das Prinzip des Männlichen …

Autor ist Dr. Bernhard A. Grimm

Ich selbst las das Buch vor Jahren und mir liefen einerseits die Tränen und andererseits erfaßte mich eine unglaubliche Wut … Mich bewegt es auch heute noch und insofern bin ich dankbar für diese offenen Zeilen von Dir, lieber Bernhard.

Hier ein Ausschnitt aus dem Film „Wüstenblume“:

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit


2 Kommentare

  1. 1. erna

    Kommentar vom 7. September 2012 um 22:20

    Das Ende aller Messianismen (von „Judentum“ bis „(Pseudo)Wissenschaft“):

    Wann werde ich endlich in einer intelligenten Welt (IQ > 200) leben können ohne diesen jahrtausendealten messianisch-beschnittenen-traumatisierten Terror überall, d.h. ohne diesen jüdisch-christlich-muslimisch-kapitalistisch-kommunistisch-faschistisch-hypersozial-hypermedial-politisch-juristisch-pseudowissenschaftlichen Schwachsinn überall?

    Und zum Angriff Israels („Juden“) auf den Iran („Arier“):
    Geht lieber Karotten und Bäume pflanzen, ihr verdammten Idioten überall, die mir tagtäglich meine Welt kaputt machen!

  2. 2. Evelyn

    Kommentar vom 8. September 2012 um 08:34

    Erna,

    Sie sind auf meinem Blog zu Gast. Da darf ich um Höflichkeit und Respekt bitten. Ich bitte daher darum, sich für diesen verbalen Ausfall zu entschuldigen. Anderenfalls lösche ich den Kommentar.Wie Sie schreiben zeigt wenig Intelligenz.

    Danke!

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