Die Schattenseite des Liebhabers (2/3)

© Andrea Marchetti

„Besser einen Fehler zu machen, indem man zu sehr liebt, als keinen zu machen, indem man gar nicht liebt.“

Die Liebe beschert uns nicht nur Freude und Ekstase, Verzauberung und Verschmelzung, sondern oft auch Trauer, Einsamkeit, Verlassenwerden, Depression. Sie führt uns in die Höhen und Tiefen der Leidenschaft, in den Himmel und in die Unterwelt, in das Licht und in die Dunkelheit. Sie hat eine enorme Kraft in sich, die unsere selbstgenügsame Welt aufbricht. Sie kann unsere Wunden heilen.

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Aber sie schlägt uns auch neue Wunden. Nur wer beide Seiten der Liebe zuläßt, wird von ihr in das Geheimnis wahrer Mannwerdung eingeführt. Der Mann, der nur von der Liebe schwärmt, benutzt sie als Fluchtweg vor der eigenen Wirklichkeit. Der Mann, der sich ihr verweigert, verschließt sich aus Angst vor der Verwandlung, die sie in ihm bewirken möchte.

Der Archetyp des Liebhabers stellt den Mann vor die Aufgabe, immer weiter zu wachsen und zu reifen. Die Liebe hindert den Mann daran, sich mit seiner Rolle zu identifizieren.

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Wer sich mit seiner Rolle als Firmenchef, als Rechtsanwalt oder als professioneller Helfer identifiziert, der fühlt sich zu wichtig, um sich noch auf das Abenteuer der Liebe einzulassen. Doch damit verweigert er seine innere Entwicklung und Reifung.

Der Archetyp des Liebhabers öffnet den Mann aber nicht nur für die Liebe zu einer Frau oder für die Freundschaft mit einem Mann, sondern auch für die eigene „Anima“. Die „Anima“ ist nach C.G. Jung die weibliche Seite im Mann.

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Der wahre Liebhaber geht auch zärtlich mit seiner eigenen Anima um. Er spürt, daß in ihm die Fähigkeit zu lieben ist; die Fähigkeit, Liebe zu geben und zu empfangen. Und er ahnt, daß in ihm eine liebenswerte Anima ist, eine Quelle von Inspiration, von Zärtlichkeit, von Mitgefühl und Liebe.

Ohne Anima vertrocknet der Mann. Nur wenn er seine Anima integriert, wird er zum ganzen Mann.

Herzlichst

Evelyn

Mentorin auf Zeit


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